wie dort bin. Zu einer gewissen gleichen, fortdauernden Gegenwart brauchen wir nur Verstand, und wir werden auch nur zu Ver¬ stand, so daß wir das außerordentliche, was jeder gleichgültige Tag von uns fordert, nicht mehr sehen, und wenn wir es erkennen, doch tausend Entschuldigungen finden es nicht zu thun. Ein verständiger Mensch ist viel für sich, aber fürs Ganze ist er wenig.
Wir wollen, sagte Jarno, dem Verstan¬ de nicht zu nahe treten, und bekennen, daß das außerordentliche, was geschieht, meistens thöricht ist.
Ja, und zwar eben deswegen, weil die Menschen das außerordentliche außer der Ordnung thun; so giebt mein Schwager sein Vermögen, in so fern er es veräußern kann, der Brüdergemeinde, und glaubt seiner Seele Heil dadurch zu befördern; hätte er einen geringen Theil seiner Einkünfte aufgeopfert,
wie dort bin. Zu einer gewiſſen gleichen, fortdauernden Gegenwart brauchen wir nur Verſtand, und wir werden auch nur zu Ver¬ ſtand, ſo daß wir das außerordentliche, was jeder gleichgültige Tag von uns fordert, nicht mehr ſehen, und wenn wir es erkennen, doch tauſend Entſchuldigungen finden es nicht zu thun. Ein verſtändiger Menſch iſt viel für ſich, aber fürs Ganze iſt er wenig.
Wir wollen, ſagte Jarno, dem Verſtan¬ de nicht zu nahe treten, und bekennen, daß das außerordentliche, was geſchieht, meiſtens thöricht iſt.
Ja, und zwar eben deswegen, weil die Menſchen das außerordentliche außer der Ordnung thun; ſo giebt mein Schwager ſein Vermögen, in ſo fern er es veräußern kann, der Brüdergemeinde, und glaubt ſeiner Seele Heil dadurch zu befördern; hätte er einen geringen Theil ſeiner Einkünfte aufgeopfert,
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wie dort bin. Zu einer gewiſſen gleichen,
fortdauernden Gegenwart brauchen wir nur
Verſtand, und wir werden auch nur zu Ver¬
ſtand, ſo daß wir das außerordentliche, was
jeder gleichgültige Tag von uns fordert, nicht
mehr ſehen, und wenn wir es erkennen,
doch tauſend Entſchuldigungen finden es nicht
zu thun. Ein verſtändiger Menſch iſt viel
für ſich, aber fürs Ganze iſt er wenig.
Wir wollen, ſagte Jarno, dem Verſtan¬
de nicht zu nahe treten, und bekennen, daß
das außerordentliche, was geſchieht, meiſtens
thöricht iſt.
Ja, und zwar eben deswegen, weil die
Menſchen das außerordentliche außer der
Ordnung thun; ſo giebt mein Schwager ſein
Vermögen, in ſo fern er es veräußern kann,
der Brüdergemeinde, und glaubt ſeiner Seele
Heil dadurch zu befördern; hätte er einen
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/40>, abgerufen am 23.11.2024.
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