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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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wie viel andere. Überhaupt, Schwester,
wenn von Liebe die Rede ist, solltest Du
Dich gar nicht drein mischen. Ich glaube
Du heirathest nicht eher, als bis einmal ir¬
gendwo eine Braut fehlt, und Du giebst
Dich alsdann, nach Deiner gewohnten Gut¬
herzigkeit, auch als Supplement irgend ei¬
ner Existenz hin. Also laß uns nur jetzt,
mit diesem Seelenverkäufer da, unsern Han¬
del schließen, und über unsere Reisegesell¬
schaft einig werden.

Sie kommen mit Ihren Vorschlägen zu
spät, sagte Jarno, für Lydien ist gesorgt.

Und wie? fragte Friedrich.

Ich habe ihr selbst meine Hand angebo¬
ten, versetzte Jarno.

Alter Herr, sagte Friedrich, da macht
Ihr einen Streich, zu dem man, wenn man
ihn als ein Substantivum betrachtet, ver¬
schiedene Adjectiva, und folglich, wenn man

wie viel andere. Überhaupt, Schweſter,
wenn von Liebe die Rede iſt, ſollteſt Du
Dich gar nicht drein miſchen. Ich glaube
Du heiratheſt nicht eher, als bis einmal ir¬
gendwo eine Braut fehlt, und Du giebſt
Dich alsdann, nach Deiner gewohnten Gut¬
herzigkeit, auch als Supplement irgend ei¬
ner Exiſtenz hin. Alſo laß uns nur jetzt,
mit dieſem Seelenverkäufer da, unſern Han¬
del ſchließen, und über unſere Reiſegeſell¬
ſchaft einig werden.

Sie kommen mit Ihren Vorſchlägen zu
ſpät, ſagte Jarno, für Lydien iſt geſorgt.

Und wie? fragte Friedrich.

Ich habe ihr ſelbſt meine Hand angebo¬
ten, verſetzte Jarno.

Alter Herr, ſagte Friedrich, da macht
Ihr einen Streich, zu dem man, wenn man
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ſchiedene Adjectiva, und folglich, wenn man

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[390/0394] wie viel andere. Überhaupt, Schweſter, wenn von Liebe die Rede iſt, ſollteſt Du Dich gar nicht drein miſchen. Ich glaube Du heiratheſt nicht eher, als bis einmal ir¬ gendwo eine Braut fehlt, und Du giebſt Dich alsdann, nach Deiner gewohnten Gut¬ herzigkeit, auch als Supplement irgend ei¬ ner Exiſtenz hin. Alſo laß uns nur jetzt, mit dieſem Seelenverkäufer da, unſern Han¬ del ſchließen, und über unſere Reiſegeſell¬ ſchaft einig werden. Sie kommen mit Ihren Vorſchlägen zu ſpät, ſagte Jarno, für Lydien iſt geſorgt. Und wie? fragte Friedrich. Ich habe ihr ſelbſt meine Hand angebo¬ ten, verſetzte Jarno. Alter Herr, ſagte Friedrich, da macht Ihr einen Streich, zu dem man, wenn man ihn als ein Subſtantivum betrachtet, ver¬ ſchiedene Adjectiva, und folglich, wenn man

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/394>, abgerufen am 22.11.2024.