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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Was Wagestück! rief Friedrich. In der
Liebe ist alles Wagestück. Unter der Laube,
oder vor dem Altar, mit Umarmungen, oder
goldenen Ringen, beym Gesange der Heim¬
chen oder bey Trompeten und Pauken; es
ist alles nur ein Wagestück, und der Zufall
thut alles.

Ich habe immer gesehen, versetzte Nata¬
lie, daß unsere Grundsätze nur ein Supple¬
ment zu unsern Existenzen sind. Wir hän¬
gen unsern Fehlern gar zu gern das Gewand
eines gültigen Gesetzes um. Gieb nur Acht,
welchen Weg Dich die Schöne noch führen
wird, die Dich auf eine so gewaltsame Weise
angezogen hat und fest hält.

Sie ist selbst auf einem sehr guten Wege,
versetzte Friedrich, auf dem Wege zur Hei¬
ligkeit. Es ist freylich ein Umweg, aber
desto lustiger und sichrer; Maria von Mag¬
dala ist ihn auch gegangen, und wer weiß

Was Wageſtück! rief Friedrich. In der
Liebe iſt alles Wageſtück. Unter der Laube,
oder vor dem Altar, mit Umarmungen, oder
goldenen Ringen, beym Geſange der Heim¬
chen oder bey Trompeten und Pauken; es
iſt alles nur ein Wageſtück, und der Zufall
thut alles.

Ich habe immer geſehen, verſetzte Nata¬
lie, daß unſere Grundſätze nur ein Supple¬
ment zu unſern Exiſtenzen ſind. Wir hän¬
gen unſern Fehlern gar zu gern das Gewand
eines gültigen Geſetzes um. Gieb nur Acht,
welchen Weg Dich die Schöne noch führen
wird, die Dich auf eine ſo gewaltſame Weiſe
angezogen hat und feſt hält.

Sie iſt ſelbſt auf einem ſehr guten Wege,
verſetzte Friedrich, auf dem Wege zur Hei¬
ligkeit. Es iſt freylich ein Umweg, aber
deſto luſtiger und ſichrer; Maria von Mag¬
dala iſt ihn auch gegangen, und wer weiß

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[389/0393] Was Wageſtück! rief Friedrich. In der Liebe iſt alles Wageſtück. Unter der Laube, oder vor dem Altar, mit Umarmungen, oder goldenen Ringen, beym Geſange der Heim¬ chen oder bey Trompeten und Pauken; es iſt alles nur ein Wageſtück, und der Zufall thut alles. Ich habe immer geſehen, verſetzte Nata¬ lie, daß unſere Grundſätze nur ein Supple¬ ment zu unſern Exiſtenzen ſind. Wir hän¬ gen unſern Fehlern gar zu gern das Gewand eines gültigen Geſetzes um. Gieb nur Acht, welchen Weg Dich die Schöne noch führen wird, die Dich auf eine ſo gewaltſame Weiſe angezogen hat und feſt hält. Sie iſt ſelbſt auf einem ſehr guten Wege, verſetzte Friedrich, auf dem Wege zur Hei¬ ligkeit. Es iſt freylich ein Umweg, aber deſto luſtiger und ſichrer; Maria von Mag¬ dala iſt ihn auch gegangen, und wer weiß

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/393>, abgerufen am 25.11.2024.