Sie hielt inne, Wilhelm nahm ihre Hand und rief: O fahren Sie fort, es ist die rechte Zeit zu einem wahren wechselseitigen Vertrauen, wir haben nie nöthiger gehabt uns genauer zu kennen.
Ja, mein Freund! sagte sie lächelnd, mit ihrer ruhigen, sanften, unbeschreiblichen Ho¬ heit, es ist vielleicht nicht außer der Zeit, wenn ich Ihnen sage, daß alles, was uns so manches Buch, was uns die Welt als Liebe nennt und zeigt, mir immer nur als ein Mährchen erschienen sey.
Sie haben nicht geliebt? rief Wilhelm aus.
Nie oder immer! versetzte Natalie.
Sie hielt inne, Wilhelm nahm ihre Hand und rief: O fahren Sie fort, es iſt die rechte Zeit zu einem wahren wechſelſeitigen Vertrauen, wir haben nie nöthiger gehabt uns genauer zu kennen.
Ja, mein Freund! ſagte ſie lächelnd, mit ihrer ruhigen, ſanften, unbeſchreiblichen Ho¬ heit, es iſt vielleicht nicht außer der Zeit, wenn ich Ihnen ſage, daß alles, was uns ſo manches Buch, was uns die Welt als Liebe nennt und zeigt, mir immer nur als ein Mährchen erſchienen ſey.
Sie haben nicht geliebt? rief Wilhelm aus.
Nie oder immer! verſetzte Natalie.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0323"n="319"/><p>Sie hielt inne, Wilhelm nahm ihre Hand<lb/>
und rief: O fahren Sie fort, es iſt die<lb/>
rechte Zeit zu einem wahren wechſelſeitigen<lb/>
Vertrauen, wir haben nie nöthiger gehabt<lb/>
uns genauer zu kennen.</p><lb/><p>Ja, mein Freund! ſagte ſie lächelnd, mit<lb/>
ihrer ruhigen, ſanften, unbeſchreiblichen Ho¬<lb/>
heit, es iſt vielleicht nicht außer der Zeit,<lb/>
wenn ich Ihnen ſage, daß alles, was uns<lb/>ſo manches Buch, was uns die Welt als<lb/>
Liebe nennt und zeigt, mir immer nur als<lb/>
ein Mährchen erſchienen ſey.</p><lb/><p>Sie haben nicht geliebt? rief Wilhelm<lb/>
aus.</p><lb/><p>Nie oder immer! verſetzte Natalie.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[319/0323]
Sie hielt inne, Wilhelm nahm ihre Hand
und rief: O fahren Sie fort, es iſt die
rechte Zeit zu einem wahren wechſelſeitigen
Vertrauen, wir haben nie nöthiger gehabt
uns genauer zu kennen.
Ja, mein Freund! ſagte ſie lächelnd, mit
ihrer ruhigen, ſanften, unbeſchreiblichen Ho¬
heit, es iſt vielleicht nicht außer der Zeit,
wenn ich Ihnen ſage, daß alles, was uns
ſo manches Buch, was uns die Welt als
Liebe nennt und zeigt, mir immer nur als
ein Mährchen erſchienen ſey.
Sie haben nicht geliebt? rief Wilhelm
aus.
Nie oder immer! verſetzte Natalie.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/323>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.