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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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darf Ihnen sagen: mein Einfluß auf There¬
sens Entschließung war nicht gering, sie
fragte mich um Rath, und, sonderbarer
Weise, waren Sie eben hier, ich konnte die
wenigen Zweifel, die meine Freundin noch
hegte, glücklich besiegen, die Bothen gingen
lebhaft hin und wieder, hier ist ihr Ent¬
schluß! hier ist die Entwicklung! und nun
sollen Sie alle ihre Briefe lesen, Sie sollen
in das schöne Herz Ihrer Braut einen freyen,
reinen Blick thun.

Wilhelm entfaltete das Blatt, das sie
ihm unversiegelt überreichte, es enthielt die
freundlichen Worte:

Ich bin die Ihre, wie ich bin und wie
Sie mich kennen. Ich nenne Sie den mei¬
nen, wie Sie sind und wie ich Sie kenne.
Was an uns selbst, was an unsern Verhält¬
nissen der Ehestand verändert, werden wir
durch Vernunft, frohen Muth und guten

darf Ihnen ſagen: mein Einfluß auf There¬
ſens Entſchließung war nicht gering, ſie
fragte mich um Rath, und, ſonderbarer
Weiſe, waren Sie eben hier, ich konnte die
wenigen Zweifel, die meine Freundin noch
hegte, glücklich beſiegen, die Bothen gingen
lebhaft hin und wieder, hier iſt ihr Ent¬
ſchluß! hier iſt die Entwicklung! und nun
ſollen Sie alle ihre Briefe leſen, Sie ſollen
in das ſchöne Herz Ihrer Braut einen freyen,
reinen Blick thun.

Wilhelm entfaltete das Blatt, das ſie
ihm unverſiegelt überreichte, es enthielt die
freundlichen Worte:

Ich bin die Ihre, wie ich bin und wie
Sie mich kennen. Ich nenne Sie den mei¬
nen, wie Sie ſind und wie ich Sie kenne.
Was an uns ſelbſt, was an unſern Verhält¬
niſſen der Eheſtand verändert, werden wir
durch Vernunft, frohen Muth und guten

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[297/0301] darf Ihnen ſagen: mein Einfluß auf There¬ ſens Entſchließung war nicht gering, ſie fragte mich um Rath, und, ſonderbarer Weiſe, waren Sie eben hier, ich konnte die wenigen Zweifel, die meine Freundin noch hegte, glücklich beſiegen, die Bothen gingen lebhaft hin und wieder, hier iſt ihr Ent¬ ſchluß! hier iſt die Entwicklung! und nun ſollen Sie alle ihre Briefe leſen, Sie ſollen in das ſchöne Herz Ihrer Braut einen freyen, reinen Blick thun. Wilhelm entfaltete das Blatt, das ſie ihm unverſiegelt überreichte, es enthielt die freundlichen Worte: Ich bin die Ihre, wie ich bin und wie Sie mich kennen. Ich nenne Sie den mei¬ nen, wie Sie ſind und wie ich Sie kenne. Was an uns ſelbſt, was an unſern Verhält¬ niſſen der Eheſtand verändert, werden wir durch Vernunft, frohen Muth und guten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/301>, abgerufen am 22.11.2024.