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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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daß sie sich vom Leben abzuscheiden droht,
warum soll ich durch meine Gegenwart ihre
Schmerzen erneuern, und vielleicht ihr Ende
beschleunigen?

Mein Freund! versetzte der Arzt, wo
wir nicht helfen können, sind wir doch schul¬
dig zu lindern, und wie sehr die Gegenwart
eines geliebten Gegenstandes der Einbildungs¬
kraft ihre zerstöhrende Gewalt nimmt, und
die Sehnsucht in ein ruhiges Schauen ver¬
wandelt, davon habe ich die wichtigsten
Beyspiele. Alles mit Maaß und Ziel! Denn
eben so kann die Gegenwart eine verlö¬
schende Leidenschaft wieder anfachen. Sehen
Sie das gute Kind, betragen Sie sich freund¬
lich, und lassen Sie uns abwarten, was
daraus entsteht.

Natalie kam eben zurück, und verlangte,
daß Wilhelm ihr zu Mignon folgen sollte.
Sie scheint mit Felix ganz glücklich zu seyn,

daß ſie ſich vom Leben abzuſcheiden droht,
warum ſoll ich durch meine Gegenwart ihre
Schmerzen erneuern, und vielleicht ihr Ende
beſchleunigen?

Mein Freund! verſetzte der Arzt, wo
wir nicht helfen können, ſind wir doch ſchul¬
dig zu lindern, und wie ſehr die Gegenwart
eines geliebten Gegenſtandes der Einbildungs¬
kraft ihre zerſtöhrende Gewalt nimmt, und
die Sehnſucht in ein ruhiges Schauen ver¬
wandelt, davon habe ich die wichtigſten
Beyſpiele. Alles mit Maaß und Ziel! Denn
eben ſo kann die Gegenwart eine verlö¬
ſchende Leidenſchaft wieder anfachen. Sehen
Sie das gute Kind, betragen Sie ſich freund¬
lich, und laſſen Sie uns abwarten, was
daraus entſteht.

Natalie kam eben zurück, und verlangte,
daß Wilhelm ihr zu Mignon folgen ſollte.
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[284/0288] daß ſie ſich vom Leben abzuſcheiden droht, warum ſoll ich durch meine Gegenwart ihre Schmerzen erneuern, und vielleicht ihr Ende beſchleunigen? Mein Freund! verſetzte der Arzt, wo wir nicht helfen können, ſind wir doch ſchul¬ dig zu lindern, und wie ſehr die Gegenwart eines geliebten Gegenſtandes der Einbildungs¬ kraft ihre zerſtöhrende Gewalt nimmt, und die Sehnſucht in ein ruhiges Schauen ver¬ wandelt, davon habe ich die wichtigſten Beyſpiele. Alles mit Maaß und Ziel! Denn eben ſo kann die Gegenwart eine verlö¬ ſchende Leidenſchaft wieder anfachen. Sehen Sie das gute Kind, betragen Sie ſich freund¬ lich, und laſſen Sie uns abwarten, was daraus entſteht. Natalie kam eben zurück, und verlangte, daß Wilhelm ihr zu Mignon folgen ſollte. Sie ſcheint mit Felix ganz glücklich zu ſeyn,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/288>, abgerufen am 25.11.2024.