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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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sich nicht zu helfen, sie hörte die Harfe des
Alten, eilte zu ihm unter das Dach, und
brachte die Nacht zu seinen Füßen unter
entsetzlichen Zuckungen hin.

Der Arzt hielt einen Augenblick inne,
und da Wilhelm stille schwieg, fuhr er fort:
Natalie hat mir versichert, es habe sie in
ihrem Leben nichts so erschreckt und ange¬
griffen, als der Zustand des Kindes bey die¬
ser Erzählung; ja unsere edle Freundin
machte sich Vorwürfe, daß sie durch ihre
Fragen und Anleitungen diese Bekenntnisse
hervorgelockt, und durch die Erinnerung die
lebhaften Schmerzen des guten Mädchens
so grausam erneuert habe.

Das gute Geschöpf, so erzählte mir Na¬
talie, war kaum auf diesem Punkte seiner
Erzählung, oder vielmehr seiner Antworten
auf meine steigenden Fragen, als es auf
einmal vor mir niederstürzte, und, mit der

ſich nicht zu helfen, ſie hörte die Harfe des
Alten, eilte zu ihm unter das Dach, und
brachte die Nacht zu ſeinen Füßen unter
entſetzlichen Zuckungen hin.

Der Arzt hielt einen Augenblick inne,
und da Wilhelm ſtille ſchwieg, fuhr er fort:
Natalie hat mir verſichert, es habe ſie in
ihrem Leben nichts ſo erſchreckt und ange¬
griffen, als der Zuſtand des Kindes bey die¬
ſer Erzählung; ja unſere edle Freundin
machte ſich Vorwürfe, daß ſie durch ihre
Fragen und Anleitungen dieſe Bekenntniſſe
hervorgelockt, und durch die Erinnerung die
lebhaften Schmerzen des guten Mädchens
ſo grauſam erneuert habe.

Das gute Geſchöpf, ſo erzählte mir Na¬
talie, war kaum auf dieſem Punkte ſeiner
Erzählung, oder vielmehr ſeiner Antworten
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[282/0286] ſich nicht zu helfen, ſie hörte die Harfe des Alten, eilte zu ihm unter das Dach, und brachte die Nacht zu ſeinen Füßen unter entſetzlichen Zuckungen hin. Der Arzt hielt einen Augenblick inne, und da Wilhelm ſtille ſchwieg, fuhr er fort: Natalie hat mir verſichert, es habe ſie in ihrem Leben nichts ſo erſchreckt und ange¬ griffen, als der Zuſtand des Kindes bey die¬ ſer Erzählung; ja unſere edle Freundin machte ſich Vorwürfe, daß ſie durch ihre Fragen und Anleitungen dieſe Bekenntniſſe hervorgelockt, und durch die Erinnerung die lebhaften Schmerzen des guten Mädchens ſo grauſam erneuert habe. Das gute Geſchöpf, ſo erzählte mir Na¬ talie, war kaum auf dieſem Punkte ſeiner Erzählung, oder vielmehr ſeiner Antworten auf meine ſteigenden Fragen, als es auf einmal vor mir niederſtürzte, und, mit der

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/286>, abgerufen am 25.11.2024.