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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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kennen sollen. Ich bin ihr so viel schuldig.
Eine sehr schwache Gesundheit, vielleicht zu
viel Beschäftigung mit sich selbst, und dabey
eine sittliche und religiöse Ängstlichkeit ließen
sie das der Welt nicht seyn, was sie unter
andern Umständen hätte werden können. Sie
war ein Licht, das nur wenigen Freunden
und mir besonders leuchtete.

Wäre es möglich, versetzte Wilhelm, der
sich einen Augenblick besonnen hatte, indem
nun auf einmal so vielerley Umstände ihm
zusammentreffend erschienen, wäre es mög¬
lich, daß jene schöne herrliche Seele, deren
stille Bekenntnisse auch mir mitgetheilt wor¬
den sind, Ihre Tante sey?

Sie haben das Heft gelesen? fragte
Natalie.

Ja! versetzte Wilhelm, mit der größten
Theilnahme und nicht ohne Wirkung auf
mein ganzes Leben. Was mir am meisten

kennen ſollen. Ich bin ihr ſo viel ſchuldig.
Eine ſehr ſchwache Geſundheit, vielleicht zu
viel Beſchäftigung mit ſich ſelbſt, und dabey
eine ſittliche und religiöſe Ängſtlichkeit ließen
ſie das der Welt nicht ſeyn, was ſie unter
andern Umſtänden hätte werden können. Sie
war ein Licht, das nur wenigen Freunden
und mir beſonders leuchtete.

Wäre es möglich, verſetzte Wilhelm, der
ſich einen Augenblick beſonnen hatte, indem
nun auf einmal ſo vielerley Umſtände ihm
zuſammentreffend erſchienen, wäre es mög¬
lich, daß jene ſchöne herrliche Seele, deren
ſtille Bekenntniſſe auch mir mitgetheilt wor¬
den ſind, Ihre Tante ſey?

Sie haben das Heft geleſen? fragte
Natalie.

Ja! verſetzte Wilhelm, mit der größten
Theilnahme und nicht ohne Wirkung auf
mein ganzes Leben. Was mir am meiſten

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[265/0269] kennen ſollen. Ich bin ihr ſo viel ſchuldig. Eine ſehr ſchwache Geſundheit, vielleicht zu viel Beſchäftigung mit ſich ſelbſt, und dabey eine ſittliche und religiöſe Ängſtlichkeit ließen ſie das der Welt nicht ſeyn, was ſie unter andern Umſtänden hätte werden können. Sie war ein Licht, das nur wenigen Freunden und mir beſonders leuchtete. Wäre es möglich, verſetzte Wilhelm, der ſich einen Augenblick beſonnen hatte, indem nun auf einmal ſo vielerley Umſtände ihm zuſammentreffend erſchienen, wäre es mög¬ lich, daß jene ſchöne herrliche Seele, deren ſtille Bekenntniſſe auch mir mitgetheilt wor¬ den ſind, Ihre Tante ſey? Sie haben das Heft geleſen? fragte Natalie. Ja! verſetzte Wilhelm, mit der größten Theilnahme und nicht ohne Wirkung auf mein ganzes Leben. Was mir am meiſten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/269>, abgerufen am 25.11.2024.