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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Dort ruh ich eine kleine Stille,
Dann öffnet sich der frische Blick,
Ich lasse dann die reine Hülle,
Den Gürtel und den Kranz zurück.
Und jene himmlische Gestalten
Sie fragen nicht nach Mann und Weib,
Und keine Kleider, keine Falten
Umgeben den verklärten Leib.
Zwar lebt' ich ohne Sorg und Mühe
Doch fühlt' ich tiefen Schmerz genung.
Vor Kummer altert ich zu frühe,
Macht mich auf ewig wieder jung.

Ich entschloß mich sogleich, fuhr Natalie
fort, ihr das Kleid zu lassen, und ihr noch
einige der Art anzuschaffen, in denen sie nun
auch geht, und in denen, wie es mir scheint,
ihr Wesen einen ganz andern Ausdruck hat.

Da es schon spät war, entließ Natalie
den Ankömmling, der nicht ohne einige Ban¬
gigkeit sich von ihr trennte. Ist sie verhei¬

Dort ruh ich eine kleine Stille,
Dann öffnet ſich der friſche Blick,
Ich laſſe dann die reine Hülle,
Den Gürtel und den Kranz zurück.
Und jene himmliſche Geſtalten
Sie fragen nicht nach Mann und Weib,
Und keine Kleider, keine Falten
Umgeben den verklärten Leib.
Zwar lebt’ ich ohne Sorg und Mühe
Doch fühlt’ ich tiefen Schmerz genung.
Vor Kummer altert ich zu frühe,
Macht mich auf ewig wieder jung.

Ich entſchloß mich ſogleich, fuhr Natalie
fort, ihr das Kleid zu laſſen, und ihr noch
einige der Art anzuſchaffen, in denen ſie nun
auch geht, und in denen, wie es mir ſcheint,
ihr Weſen einen ganz andern Ausdruck hat.

Da es ſchon ſpät war, entließ Natalie
den Ankömmling, der nicht ohne einige Ban¬
gigkeit ſich von ihr trennte. Iſt ſie verhei¬

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[260/0264] Dort ruh ich eine kleine Stille, Dann öffnet ſich der friſche Blick, Ich laſſe dann die reine Hülle, Den Gürtel und den Kranz zurück. Und jene himmliſche Geſtalten Sie fragen nicht nach Mann und Weib, Und keine Kleider, keine Falten Umgeben den verklärten Leib. Zwar lebt’ ich ohne Sorg und Mühe Doch fühlt’ ich tiefen Schmerz genung. Vor Kummer altert ich zu frühe, Macht mich auf ewig wieder jung. Ich entſchloß mich ſogleich, fuhr Natalie fort, ihr das Kleid zu laſſen, und ihr noch einige der Art anzuſchaffen, in denen ſie nun auch geht, und in denen, wie es mir ſcheint, ihr Weſen einen ganz andern Ausdruck hat. Da es ſchon ſpät war, entließ Natalie den Ankömmling, der nicht ohne einige Ban¬ gigkeit ſich von ihr trennte. Iſt ſie verhei¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/264>, abgerufen am 22.11.2024.