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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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sogleich ein Zimmer in Besitz, und fragte
sich nun, ob er bleiben oder vorwärts ge¬
hen solle? In dieser Unentschlossenheit wagte
er das Blättchen wieder hervor zu nehmen,
das er bisher nochmals anzusehen nicht ge¬
traut hatte, es enthielt folgende Worte:
Schicke mir Deinen jungen Freund ja bald;
Mignon hat sich diese beyden letzten Tage
eher verschlimmert. So traurig diese Gele¬
genheit ist, so soll michs doch freuen ihn
kennen zu lernen.

Die letzten Worte hatte Wilhelm beym
ersten Blick nicht bemerkt. Er erschrack dar¬
über, und war sogleich entschieden, daß er
nicht gehen wollte. Wie, rief er aus, Lo¬
thario, der das Verhältniß weiß, hat ihr
nicht eröfnet wer ich bin. Sie erwartet nicht
mit gesetztem Gemüth einen Bekannten, den
sie lieber nicht wieder sähe, sie erwartet ei¬
nen Fremden, und ich trete hinein! Ich sehe

ſogleich ein Zimmer in Beſitz, und fragte
ſich nun, ob er bleiben oder vorwärts ge¬
hen ſolle? In dieſer Unentſchloſſenheit wagte
er das Blättchen wieder hervor zu nehmen,
das er bisher nochmals anzuſehen nicht ge¬
traut hatte, es enthielt folgende Worte:
Schicke mir Deinen jungen Freund ja bald;
Mignon hat ſich dieſe beyden letzten Tage
eher verſchlimmert. So traurig dieſe Gele¬
genheit iſt, ſo ſoll michs doch freuen ihn
kennen zu lernen.

Die letzten Worte hatte Wilhelm beym
erſten Blick nicht bemerkt. Er erſchrack dar¬
über, und war ſogleich entſchieden, daß er
nicht gehen wollte. Wie, rief er aus, Lo¬
thario, der das Verhältniß weiß, hat ihr
nicht eröfnet wer ich bin. Sie erwartet nicht
mit geſetztem Gemüth einen Bekannten, den
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nen Fremden, und ich trete hinein! Ich ſehe

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[246/0250] ſogleich ein Zimmer in Beſitz, und fragte ſich nun, ob er bleiben oder vorwärts ge¬ hen ſolle? In dieſer Unentſchloſſenheit wagte er das Blättchen wieder hervor zu nehmen, das er bisher nochmals anzuſehen nicht ge¬ traut hatte, es enthielt folgende Worte: Schicke mir Deinen jungen Freund ja bald; Mignon hat ſich dieſe beyden letzten Tage eher verſchlimmert. So traurig dieſe Gele¬ genheit iſt, ſo ſoll michs doch freuen ihn kennen zu lernen. Die letzten Worte hatte Wilhelm beym erſten Blick nicht bemerkt. Er erſchrack dar¬ über, und war ſogleich entſchieden, daß er nicht gehen wollte. Wie, rief er aus, Lo¬ thario, der das Verhältniß weiß, hat ihr nicht eröfnet wer ich bin. Sie erwartet nicht mit geſetztem Gemüth einen Bekannten, den ſie lieber nicht wieder ſähe, ſie erwartet ei¬ nen Fremden, und ich trete hinein! Ich ſehe

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/250>, abgerufen am 22.11.2024.