es selbst zu gestehen. Nach oft vergebens wiederholtem Schmerz über den Verlust Ma¬ rianens, fühlte er nur zu deutlich, daß er eine Mutter für den Knaben suchen müsse, und daß er sie nicht sichrer als in Theresen finden werde. Er kannte dieses vortreffliche Frauenzimmer ganz. Eine solche Gattin und Gehülfin schien die einzige zu seyn, der man sich und die seinen anvertrauen könnte. Ihre edle Neigung zu Lothario machte ihm keine Bedenklichkeit. Sie waren durch ein sonder¬ bares Schicksal auf ewig getrennt, Therese hielt sich für frey, und hatte von einer Hei¬ rath zwar mit Gleichgültigkeit, doch als von einer Sache gesprochen, die sich von selbst versteht.
Nachdem er lange mit sich zu Rathe ge¬ gangen war, nahm er sich vor, ihr von sich zu sagen, so viel er nur wußte. Sie sollte ihn kennen lernen, wie er sie kannte, und
es ſelbſt zu geſtehen. Nach oft vergebens wiederholtem Schmerz über den Verluſt Ma¬ rianens, fühlte er nur zu deutlich, daß er eine Mutter für den Knaben ſuchen müſſe, und daß er ſie nicht ſichrer als in Thereſen finden werde. Er kannte dieſes vortreffliche Frauenzimmer ganz. Eine ſolche Gattin und Gehülfin ſchien die einzige zu ſeyn, der man ſich und die ſeinen anvertrauen könnte. Ihre edle Neigung zu Lothario machte ihm keine Bedenklichkeit. Sie waren durch ein ſonder¬ bares Schickſal auf ewig getrennt, Thereſe hielt ſich für frey, und hatte von einer Hei¬ rath zwar mit Gleichgültigkeit, doch als von einer Sache geſprochen, die ſich von ſelbſt verſteht.
Nachdem er lange mit ſich zu Rathe ge¬ gangen war, nahm er ſich vor, ihr von ſich zu ſagen, ſo viel er nur wußte. Sie ſollte ihn kennen lernen, wie er ſie kannte, und
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es ſelbſt zu geſtehen. Nach oft vergebens
wiederholtem Schmerz über den Verluſt Ma¬
rianens, fühlte er nur zu deutlich, daß er
eine Mutter für den Knaben ſuchen müſſe,
und daß er ſie nicht ſichrer als in Thereſen
finden werde. Er kannte dieſes vortreffliche
Frauenzimmer ganz. Eine ſolche Gattin und
Gehülfin ſchien die einzige zu ſeyn, der man
ſich und die ſeinen anvertrauen könnte. Ihre
edle Neigung zu Lothario machte ihm keine
Bedenklichkeit. Sie waren durch ein ſonder¬
bares Schickſal auf ewig getrennt, Thereſe
hielt ſich für frey, und hatte von einer Hei¬
rath zwar mit Gleichgültigkeit, doch als von
einer Sache geſprochen, die ſich von ſelbſt
verſteht.
Nachdem er lange mit ſich zu Rathe ge¬
gangen war, nahm er ſich vor, ihr von ſich
zu ſagen, ſo viel er nur wußte. Sie ſollte
ihn kennen lernen, wie er ſie kannte, und
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/234>, abgerufen am 23.11.2024.
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