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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Weit besser hätte der Geist mir zugerufen:
kehre in dich selbst zurück! Er betrachtete
die Englischen Kupfer, die an der Wand
in Rahmen hingen; gleichgültig sah er über
die meisten hinweg, endlich fand er auf dem
einen ein unglücklich strandendes Schiff vor¬
gestellt, ein Vater mit seinen schönen Töch¬
tern erwartete den Tod von den hereindrin¬
genden Wellen. Das eine Frauenzimmer
schien Ähnlichkeit mit jener Amazone zu ha¬
ben, ein unaussprechliches Mitleiden ergriff
unsern Freund, er fühlte ein unwidersteh¬
liches Bedürfniß seinem Herzen Luft zu ma¬
chen, Thränen drangen aus seinem Auge,
und er konnte sich nicht wieder erholen, bis
ihn der Schlaf überwältigte.

Sonderbare Traumbilder erschienen ihm
gegen Morgen. Er fand sich in einem Gar¬
ten, den er als Knabe öfters besucht hatte,
und sah mit Vergnügen die bekannten Al¬

Weit beſſer hätte der Geiſt mir zugerufen:
kehre in dich ſelbſt zurück! Er betrachtete
die Engliſchen Kupfer, die an der Wand
in Rahmen hingen; gleichgültig ſah er über
die meiſten hinweg, endlich fand er auf dem
einen ein unglücklich ſtrandendes Schiff vor¬
geſtellt, ein Vater mit ſeinen ſchönen Töch¬
tern erwartete den Tod von den hereindrin¬
genden Wellen. Das eine Frauenzimmer
ſchien Ähnlichkeit mit jener Amazone zu ha¬
ben, ein unausſprechliches Mitleiden ergriff
unſern Freund, er fühlte ein unwiderſteh¬
liches Bedürfniß ſeinem Herzen Luft zu ma¬
chen, Thränen drangen aus ſeinem Auge,
und er konnte ſich nicht wieder erholen, bis
ihn der Schlaf überwältigte.

Sonderbare Traumbilder erſchienen ihm
gegen Morgen. Er fand ſich in einem Gar¬
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[18/0022] Weit beſſer hätte der Geiſt mir zugerufen: kehre in dich ſelbſt zurück! Er betrachtete die Engliſchen Kupfer, die an der Wand in Rahmen hingen; gleichgültig ſah er über die meiſten hinweg, endlich fand er auf dem einen ein unglücklich ſtrandendes Schiff vor¬ geſtellt, ein Vater mit ſeinen ſchönen Töch¬ tern erwartete den Tod von den hereindrin¬ genden Wellen. Das eine Frauenzimmer ſchien Ähnlichkeit mit jener Amazone zu ha¬ ben, ein unausſprechliches Mitleiden ergriff unſern Freund, er fühlte ein unwiderſteh¬ liches Bedürfniß ſeinem Herzen Luft zu ma¬ chen, Thränen drangen aus ſeinem Auge, und er konnte ſich nicht wieder erholen, bis ihn der Schlaf überwältigte. Sonderbare Traumbilder erſchienen ihm gegen Morgen. Er fand ſich in einem Gar¬ ten, den er als Knabe öfters beſucht hatte, und ſah mit Vergnügen die bekannten Al¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/22>, abgerufen am 24.11.2024.