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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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wir uns ohne Noth und Vernunft hinaufge¬
trieben. Wir haben, so scheint es, mit ei¬
nem klugen Manne zu thun. Nun machen
wir Calkuls und Anschläge, auch muß öko¬
nomisch überlegt werden, wie wir die Güter
theilen können, so daß jeder ein schönes Be¬
sitzthum erhält. Es wurden Wilhelmen die
Papiere vorgelegt, man besah die Felder,
Wiesen, Schlösser, und obgleich Jarno und
der Abbe die Sache sehr gut zu verstehen
schienen, so wünschte Wilhelm doch, daß
Fräulein Therese von der Gesellschaft seyn
möchte.

Sie brachten mehrere Tage mit diesen
Arbeiten zu, und Wilhelm hatte kaum Zeit,
seine Abentheuer und seine zweifelhafte Va¬
terschaft den Freunden zu erzählen, die eine
ihm so wichtige Begebenheit gleichgültig und
leichtsinnig behandelten.

Er hatte bemerkt, daß sie manchmal in

wir uns ohne Noth und Vernunft hinaufge¬
trieben. Wir haben, ſo ſcheint es, mit ei¬
nem klugen Manne zu thun. Nun machen
wir Calkuls und Anſchläge, auch muß öko¬
nomiſch überlegt werden, wie wir die Güter
theilen können, ſo daß jeder ein ſchönes Be¬
ſitzthum erhält. Es wurden Wilhelmen die
Papiere vorgelegt, man beſah die Felder,
Wieſen, Schlöſſer, und obgleich Jarno und
der Abbé die Sache ſehr gut zu verſtehen
ſchienen, ſo wünſchte Wilhelm doch, daß
Fräulein Thereſe von der Geſellſchaft ſeyn
möchte.

Sie brachten mehrere Tage mit dieſen
Arbeiten zu, und Wilhelm hatte kaum Zeit,
ſeine Abentheuer und ſeine zweifelhafte Va¬
terſchaft den Freunden zu erzählen, die eine
ihm ſo wichtige Begebenheit gleichgültig und
leichtſinnig behandelten.

Er hatte bemerkt, daß ſie manchmal in

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[196/0200] wir uns ohne Noth und Vernunft hinaufge¬ trieben. Wir haben, ſo ſcheint es, mit ei¬ nem klugen Manne zu thun. Nun machen wir Calkuls und Anſchläge, auch muß öko¬ nomiſch überlegt werden, wie wir die Güter theilen können, ſo daß jeder ein ſchönes Be¬ ſitzthum erhält. Es wurden Wilhelmen die Papiere vorgelegt, man beſah die Felder, Wieſen, Schlöſſer, und obgleich Jarno und der Abbé die Sache ſehr gut zu verſtehen ſchienen, ſo wünſchte Wilhelm doch, daß Fräulein Thereſe von der Geſellſchaft ſeyn möchte. Sie brachten mehrere Tage mit dieſen Arbeiten zu, und Wilhelm hatte kaum Zeit, ſeine Abentheuer und ſeine zweifelhafte Va¬ terſchaft den Freunden zu erzählen, die eine ihm ſo wichtige Begebenheit gleichgültig und leichtſinnig behandelten. Er hatte bemerkt, daß ſie manchmal in

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/200>, abgerufen am 21.11.2024.