Serlo und Melina waren äußerst höflich gegen ihn, sobald sie merkten, daß er an seinen vorigen Platz keinen weitern Anspruch machte; ein Theil des Publikums wünschte ihn nochmals auftreten zu sehen, es wäre ihm unmöglich gewesen, und bey der Gesell¬ schaft wünschte es niemand, als allenfalls Frau Melina.
Er nahm nun wirklich Abschied von die¬ ser Freundin, er war gerührt, und sagte: Wenn doch der Mensch sich nicht vermessen wollte irgend etwas für die Zukunft zu ver¬ sprechen! das geringste vermag er nicht zu halten, geschweige wenn sein Vorsatz von Bedeutung ist. Wie schäme ich mich, wenn ich denke, was ich Ihnen allen zusammen in jener unglücklichen Nacht versprach, da wir beraubt, krank, verletzt und verwundet in eine elende Schenke zusammen gedrängt waren. Wie erhöhte damals das Unglück
Serlo und Melina waren äußerſt höflich gegen ihn, ſobald ſie merkten, daß er an ſeinen vorigen Platz keinen weitern Anſpruch machte; ein Theil des Publikums wünſchte ihn nochmals auftreten zu ſehen, es wäre ihm unmöglich geweſen, und bey der Geſell¬ ſchaft wünſchte es niemand, als allenfalls Frau Melina.
Er nahm nun wirklich Abſchied von die¬ ſer Freundin, er war gerührt, und ſagte: Wenn doch der Menſch ſich nicht vermeſſen wollte irgend etwas für die Zukunft zu ver¬ ſprechen! das geringſte vermag er nicht zu halten, geſchweige wenn ſein Vorſatz von Bedeutung iſt. Wie ſchäme ich mich, wenn ich denke, was ich Ihnen allen zuſammen in jener unglücklichen Nacht verſprach, da wir beraubt, krank, verletzt und verwundet in eine elende Schenke zuſammen gedrängt waren. Wie erhöhte damals das Unglück
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Serlo und Melina waren äußerſt höflich
gegen ihn, ſobald ſie merkten, daß er an
ſeinen vorigen Platz keinen weitern Anſpruch
machte; ein Theil des Publikums wünſchte
ihn nochmals auftreten zu ſehen, es wäre
ihm unmöglich geweſen, und bey der Geſell¬
ſchaft wünſchte es niemand, als allenfalls
Frau Melina.
Er nahm nun wirklich Abſchied von die¬
ſer Freundin, er war gerührt, und ſagte:
Wenn doch der Menſch ſich nicht vermeſſen
wollte irgend etwas für die Zukunft zu ver¬
ſprechen! das geringſte vermag er nicht zu
halten, geſchweige wenn ſein Vorſatz von
Bedeutung iſt. Wie ſchäme ich mich, wenn
ich denke, was ich Ihnen allen zuſammen
in jener unglücklichen Nacht verſprach, da
wir beraubt, krank, verletzt und verwundet
in eine elende Schenke zuſammen gedrängt
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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