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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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man es ihnen sehr leicht aufbürden, aber
dafür sehen sie sich auch ein andermal weder
rechts noch links um, und wissen nichts zu
schätzen, als was sie vorher mit dem Stem¬
pel einer willkührlichen Leidenschaft bezeich¬
net haben. Sie konnte einen Seufzer nicht
unterdrücken, und wenn Wilhelm nicht ganz
blind gewesen wäre, so hätte er eine nie
ganz besiegte Neigung in ihrem Betragen
erkennen müssen.

Er sprach nun mehr mit ihr von den Kin¬
dern, wie er Felix bey sich zu behalten und
Mignon auf das Land zu thun gedächte.
Frau Melina, ob sie sich gleich ungerne von
beyden zugleich trennte, fand doch den Vor¬
schlag gut, ja nothwendig; Felix verwilderte
bey ihr, und Mignon schien einer freyen
Luft und anderer Verhältnisse zu bedürfen,
das gute Kind war kränklich und konnte sich
nicht erholen.

M

man es ihnen ſehr leicht aufbürden, aber
dafür ſehen ſie ſich auch ein andermal weder
rechts noch links um, und wiſſen nichts zu
ſchätzen, als was ſie vorher mit dem Stem¬
pel einer willkührlichen Leidenſchaft bezeich¬
net haben. Sie konnte einen Seufzer nicht
unterdrücken, und wenn Wilhelm nicht ganz
blind geweſen wäre, ſo hätte er eine nie
ganz beſiegte Neigung in ihrem Betragen
erkennen müſſen.

Er ſprach nun mehr mit ihr von den Kin¬
dern, wie er Felix bey ſich zu behalten und
Mignon auf das Land zu thun gedächte.
Frau Melina, ob ſie ſich gleich ungerne von
beyden zugleich trennte, fand doch den Vor¬
ſchlag gut, ja nothwendig; Felix verwilderte
bey ihr, und Mignon ſchien einer freyen
Luft und anderer Verhältniſſe zu bedürfen,
das gute Kind war kränklich und konnte ſich
nicht erholen.

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[177/0181] man es ihnen ſehr leicht aufbürden, aber dafür ſehen ſie ſich auch ein andermal weder rechts noch links um, und wiſſen nichts zu ſchätzen, als was ſie vorher mit dem Stem¬ pel einer willkührlichen Leidenſchaft bezeich¬ net haben. Sie konnte einen Seufzer nicht unterdrücken, und wenn Wilhelm nicht ganz blind geweſen wäre, ſo hätte er eine nie ganz beſiegte Neigung in ihrem Betragen erkennen müſſen. Er ſprach nun mehr mit ihr von den Kin¬ dern, wie er Felix bey ſich zu behalten und Mignon auf das Land zu thun gedächte. Frau Melina, ob ſie ſich gleich ungerne von beyden zugleich trennte, fand doch den Vor¬ ſchlag gut, ja nothwendig; Felix verwilderte bey ihr, und Mignon ſchien einer freyen Luft und anderer Verhältniſſe zu bedürfen, das gute Kind war kränklich und konnte ſich nicht erholen. M

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/181>, abgerufen am 27.11.2024.