wachte sie auf! wie freundlich rief sie mich herein! wie lebhaft dankte sie mir! wie herz¬ lich drückte sie mich an ihren Busen! Nun, sagte sie, indem sie lächelnd vor den Spie¬ gel trat, darf ich mich wieder an mir selbst, mich an meiner Gestalt freuen, da ich wie¬ der mir, da ich meinem einzig geliebten Freund angehöre. Wie ist es so süß über¬ wunden zu haben! welch eine himmlische Em¬ pfindung ist es seinem Herzen zu folgen! Wie dank ich dir, daß du dich meiner ange¬ nommen, daß du deine Klugheit, deinen Verstand auch einmal zu meinem Vortheil angewendet hast! steh mir bey, und ersinne, was mich ganz glücklich machen kann.
Ich gab ihr nach, ich wollte sie nicht rei¬ zen, ich schmeichelte ihrer Hoffnung, und sie liebkoßte mich auf das anmuthigste. Ent¬ fernte sie sich einen Augenblick vom Fenster, so mußte ich Wache stehen, denn Sie soll¬
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wachte ſie auf! wie freundlich rief ſie mich herein! wie lebhaft dankte ſie mir! wie herz¬ lich drückte ſie mich an ihren Buſen! Nun, ſagte ſie, indem ſie lächelnd vor den Spie¬ gel trat, darf ich mich wieder an mir ſelbſt, mich an meiner Geſtalt freuen, da ich wie¬ der mir, da ich meinem einzig geliebten Freund angehöre. Wie iſt es ſo ſüß über¬ wunden zu haben! welch eine himmliſche Em¬ pfindung iſt es ſeinem Herzen zu folgen! Wie dank ich dir, daß du dich meiner ange¬ nommen, daß du deine Klugheit, deinen Verſtand auch einmal zu meinem Vortheil angewendet haſt! ſteh mir bey, und erſinne, was mich ganz glücklich machen kann.
Ich gab ihr nach, ich wollte ſie nicht rei¬ zen, ich ſchmeichelte ihrer Hoffnung, und ſie liebkoßte mich auf das anmuthigſte. Ent¬ fernte ſie ſich einen Augenblick vom Fenſter, ſo mußte ich Wache ſtehen, denn Sie ſoll¬
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wachte ſie auf! wie freundlich rief ſie mich
herein! wie lebhaft dankte ſie mir! wie herz¬
lich drückte ſie mich an ihren Buſen! Nun,
ſagte ſie, indem ſie lächelnd vor den Spie¬
gel trat, darf ich mich wieder an mir ſelbſt,
mich an meiner Geſtalt freuen, da ich wie¬
der mir, da ich meinem einzig geliebten
Freund angehöre. Wie iſt es ſo ſüß über¬
wunden zu haben! welch eine himmliſche Em¬
pfindung iſt es ſeinem Herzen zu folgen!
Wie dank ich dir, daß du dich meiner ange¬
nommen, daß du deine Klugheit, deinen
Verſtand auch einmal zu meinem Vortheil
angewendet haſt! ſteh mir bey, und erſinne,
was mich ganz glücklich machen kann.
Ich gab ihr nach, ich wollte ſie nicht rei¬
zen, ich ſchmeichelte ihrer Hoffnung, und ſie
liebkoßte mich auf das anmuthigſte. Ent¬
fernte ſie ſich einen Augenblick vom Fenſter,
ſo mußte ich Wache ſtehen, denn Sie ſoll¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/167>, abgerufen am 27.11.2024.
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