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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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daß ein Verbrechen durch das andere ent¬
schuldigt werden könne? erzähle! ohne wei¬
tere Anmerkungen zu machen.

So hören Sie, ohne mich zu tadeln!
Mariane ward wider meinen Willen die
Ihre. Bey diesem Abentheuer habe ich mir
wenigstens nichts vorzuwerfen. Norberg kam
zurück, er eilte Marianen zu sehen, die ihn
kalt und verdrießlich aufnahm, und ihm nicht
einen Kuß erlaubte. Ich brauchte meine
ganze Kunst, um ihr Betragen zu entschul¬
digen, ich ließ ihn merken, daß ein Beicht¬
vater ihr das Gewissen geschärft habe, und
daß man ein Gewissen, so lange es spricht,
respectiren. müsse. Ich brachte ihn dahin,
daß er ging, und ich versprach ihm mein
Bestes zu thun. Er war reich und roh, aber
er hatte einen Grund von Gutmüthigkeit,
und liebte Marianen auf das äußerste. Er
versprach mir Geduld, und ich arbeitete desto

daß ein Verbrechen durch das andere ent¬
ſchuldigt werden könne? erzähle! ohne wei¬
tere Anmerkungen zu machen.

So hören Sie, ohne mich zu tadeln!
Mariane ward wider meinen Willen die
Ihre. Bey dieſem Abentheuer habe ich mir
wenigſtens nichts vorzuwerfen. Norberg kam
zurück, er eilte Marianen zu ſehen, die ihn
kalt und verdrießlich aufnahm, und ihm nicht
einen Kuß erlaubte. Ich brauchte meine
ganze Kunſt, um ihr Betragen zu entſchul¬
digen, ich ließ ihn merken, daß ein Beicht¬
vater ihr das Gewiſſen geſchärft habe, und
daß man ein Gewiſſen, ſo lange es ſpricht,
reſpectiren. müſſe. Ich brachte ihn dahin,
daß er ging, und ich verſprach ihm mein
Beſtes zu thun. Er war reich und roh, aber
er hatte einen Grund von Gutmüthigkeit,
und liebte Marianen auf das äußerſte. Er
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[159/0163] daß ein Verbrechen durch das andere ent¬ ſchuldigt werden könne? erzähle! ohne wei¬ tere Anmerkungen zu machen. So hören Sie, ohne mich zu tadeln! Mariane ward wider meinen Willen die Ihre. Bey dieſem Abentheuer habe ich mir wenigſtens nichts vorzuwerfen. Norberg kam zurück, er eilte Marianen zu ſehen, die ihn kalt und verdrießlich aufnahm, und ihm nicht einen Kuß erlaubte. Ich brauchte meine ganze Kunſt, um ihr Betragen zu entſchul¬ digen, ich ließ ihn merken, daß ein Beicht¬ vater ihr das Gewiſſen geſchärft habe, und daß man ein Gewiſſen, ſo lange es ſpricht, reſpectiren. müſſe. Ich brachte ihn dahin, daß er ging, und ich verſprach ihm mein Beſtes zu thun. Er war reich und roh, aber er hatte einen Grund von Gutmüthigkeit, und liebte Marianen auf das äußerſte. Er verſprach mir Geduld, und ich arbeitete deſto

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/163>, abgerufen am 23.11.2024.