din ungenossen verschäumen. Wie roth wa¬ ren ihre Lippen, als sie Euch damals Be¬ scheid that! Ach! und nun auf ewig ver¬ blaßt und erstarrt!
Sibylle! Furie! rief Wilhelm aus, indem er aufsprang und mit der Faust auf den Tisch schlug, welch ein böser Geist besitzt und treibt Dich? für wen hältst Du mich, daß Du denkst, die einfachste Geschichte von Ma¬ rianens Tod und Leiden werde mich nicht empfindlich genug kränken, daß Du noch solche höllische Kunstgriffe brauchst, um meine Marter zu schärfen. Geht Deine unersätt¬ liche Völlerey so weit, daß Du beym Tod¬ tenmahle schwelgen mußt, so trink und rede! Ich habe Dich von je her verabscheut, und noch kann ich mir Marianen nicht unschul¬ dig denken, wenn ich Dich, ihre Gesellschaf¬ terin, nur ansehe.
Gemach, mein Herr! versetzte die Alte:
din ungenoſſen verſchäumen. Wie roth wa¬ ren ihre Lippen, als ſie Euch damals Be¬ ſcheid that! Ach! und nun auf ewig ver¬ blaßt und erſtarrt!
Sibylle! Furie! rief Wilhelm aus, indem er aufſprang und mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlug, welch ein böſer Geiſt beſitzt und treibt Dich? für wen hältſt Du mich, daß Du denkſt, die einfachſte Geſchichte von Ma¬ rianens Tod und Leiden werde mich nicht empfindlich genug kränken, daß Du noch ſolche hölliſche Kunſtgriffe brauchſt, um meine Marter zu ſchärfen. Geht Deine unerſätt¬ liche Völlerey ſo weit, daß Du beym Tod¬ tenmahle ſchwelgen mußt, ſo trink und rede! Ich habe Dich von je her verabſcheut, und noch kann ich mir Marianen nicht unſchul¬ dig denken, wenn ich Dich, ihre Geſellſchaf¬ terin, nur anſehe.
Gemach, mein Herr! verſetzte die Alte:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0157"n="153"/>
din ungenoſſen verſchäumen. Wie roth wa¬<lb/>
ren ihre Lippen, als ſie Euch damals Be¬<lb/>ſcheid that! Ach! und nun auf ewig ver¬<lb/>
blaßt und erſtarrt!</p><lb/><p>Sibylle! Furie! rief Wilhelm aus, indem<lb/>
er aufſprang und mit der Fauſt auf den<lb/>
Tiſch ſchlug, welch ein böſer Geiſt beſitzt und<lb/>
treibt Dich? für wen hältſt Du mich, daß<lb/>
Du denkſt, die einfachſte Geſchichte von Ma¬<lb/>
rianens Tod und Leiden werde mich nicht<lb/>
empfindlich genug kränken, daß Du noch<lb/>ſolche hölliſche Kunſtgriffe brauchſt, um meine<lb/>
Marter zu ſchärfen. Geht Deine unerſätt¬<lb/>
liche Völlerey ſo weit, daß Du beym Tod¬<lb/>
tenmahle ſchwelgen mußt, ſo trink und rede!<lb/>
Ich habe Dich von je her verabſcheut, und<lb/>
noch kann ich mir Marianen nicht unſchul¬<lb/>
dig denken, wenn ich Dich, ihre Geſellſchaf¬<lb/>
terin, nur anſehe.</p><lb/><p>Gemach, mein Herr! verſetzte die Alte:<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[153/0157]
din ungenoſſen verſchäumen. Wie roth wa¬
ren ihre Lippen, als ſie Euch damals Be¬
ſcheid that! Ach! und nun auf ewig ver¬
blaßt und erſtarrt!
Sibylle! Furie! rief Wilhelm aus, indem
er aufſprang und mit der Fauſt auf den
Tiſch ſchlug, welch ein böſer Geiſt beſitzt und
treibt Dich? für wen hältſt Du mich, daß
Du denkſt, die einfachſte Geſchichte von Ma¬
rianens Tod und Leiden werde mich nicht
empfindlich genug kränken, daß Du noch
ſolche hölliſche Kunſtgriffe brauchſt, um meine
Marter zu ſchärfen. Geht Deine unerſätt¬
liche Völlerey ſo weit, daß Du beym Tod¬
tenmahle ſchwelgen mußt, ſo trink und rede!
Ich habe Dich von je her verabſcheut, und
noch kann ich mir Marianen nicht unſchul¬
dig denken, wenn ich Dich, ihre Geſellſchaf¬
terin, nur anſehe.
Gemach, mein Herr! verſetzte die Alte:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/157>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.