Sie oft müssen gesehen haben, brachte das Kind zu Aurelien, sie nahm es mit Leiden¬ schaft auf, und hoffte ihre Leiden durch seine Gegenwart zu lindern: auch hat es ihr man¬ chen vergnügten Augenblick gemacht.
Wilhelm war durch diese Entdeckung sehr unruhig geworden, er gedachte des guten Mignons neben dem schönen Felix auf das lebhafteste, er zeigte seinen Wunsch, die bey¬ den Kinder aus der Lage, in der sie sich be¬ fanden, heraus zu ziehen.
Wir wollen damit bald fertig seyn, ver¬ setzte Lothario, das wunderliche Mädchen übergeben wir Theresen, sie kann unmöglich in bessere Hände gerathen, und was den Knaben betrifft, den, dächt' ich, nähmen Sie selbst zu sich; denn was selbst die Frauen an uns ungebildet zurück lassen, das bilden die Kinder aus, wenn wir uns mit ihnen abgeben.
Sie oft müſſen geſehen haben, brachte das Kind zu Aurelien, ſie nahm es mit Leiden¬ ſchaft auf, und hoffte ihre Leiden durch ſeine Gegenwart zu lindern: auch hat es ihr man¬ chen vergnügten Augenblick gemacht.
Wilhelm war durch dieſe Entdeckung ſehr unruhig geworden, er gedachte des guten Mignons neben dem ſchönen Felix auf das lebhafteſte, er zeigte ſeinen Wunſch, die bey¬ den Kinder aus der Lage, in der ſie ſich be¬ fanden, heraus zu ziehen.
Wir wollen damit bald fertig ſeyn, ver¬ ſetzte Lothario, das wunderliche Mädchen übergeben wir Thereſen, ſie kann unmöglich in beſſere Hände gerathen, und was den Knaben betrifft, den, dächt’ ich, nähmen Sie ſelbſt zu ſich; denn was ſelbſt die Frauen an uns ungebildet zurück laſſen, das bilden die Kinder aus, wenn wir uns mit ihnen abgeben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0138"n="134"/>
Sie oft müſſen geſehen haben, brachte das<lb/>
Kind zu Aurelien, ſie nahm es mit Leiden¬<lb/>ſchaft auf, und hoffte ihre Leiden durch ſeine<lb/>
Gegenwart zu lindern: auch hat es ihr man¬<lb/>
chen vergnügten Augenblick gemacht.</p><lb/><p>Wilhelm war durch dieſe Entdeckung ſehr<lb/>
unruhig geworden, er gedachte des guten<lb/>
Mignons neben dem ſchönen Felix auf das<lb/>
lebhafteſte, er zeigte ſeinen Wunſch, die bey¬<lb/>
den Kinder aus der Lage, in der ſie ſich be¬<lb/>
fanden, heraus zu ziehen.</p><lb/><p>Wir wollen damit bald fertig ſeyn, ver¬<lb/>ſetzte Lothario, das wunderliche Mädchen<lb/>
übergeben wir Thereſen, ſie kann unmöglich<lb/>
in beſſere Hände gerathen, und was den<lb/>
Knaben betrifft, den, dächt’ ich, nähmen Sie<lb/>ſelbſt zu ſich; denn was ſelbſt die Frauen<lb/>
an uns ungebildet zurück laſſen, das bilden<lb/>
die Kinder aus, wenn wir uns mit ihnen<lb/>
abgeben.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[134/0138]
Sie oft müſſen geſehen haben, brachte das
Kind zu Aurelien, ſie nahm es mit Leiden¬
ſchaft auf, und hoffte ihre Leiden durch ſeine
Gegenwart zu lindern: auch hat es ihr man¬
chen vergnügten Augenblick gemacht.
Wilhelm war durch dieſe Entdeckung ſehr
unruhig geworden, er gedachte des guten
Mignons neben dem ſchönen Felix auf das
lebhafteſte, er zeigte ſeinen Wunſch, die bey¬
den Kinder aus der Lage, in der ſie ſich be¬
fanden, heraus zu ziehen.
Wir wollen damit bald fertig ſeyn, ver¬
ſetzte Lothario, das wunderliche Mädchen
übergeben wir Thereſen, ſie kann unmöglich
in beſſere Hände gerathen, und was den
Knaben betrifft, den, dächt’ ich, nähmen Sie
ſelbſt zu ſich; denn was ſelbſt die Frauen
an uns ungebildet zurück laſſen, das bilden
die Kinder aus, wenn wir uns mit ihnen
abgeben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/138>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.