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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Geschichte mit der Gräfin erinnern möchte,
allein niemand dachte derselben auch nur auf
die entfernteste Weise.

Es ist wahr, sagte Lothario, angenehmer
kann keine Empfindung in der Welt seyn,
als wenn das Herz nach einer gleichgültigen
Pause sich der Liebe zu einem neuen Gegen¬
stande wieder eröfnet, und doch wollt ich
diesem Glück für mein Leben entsagt haben,
wenn mich das Schicksal mit Theresen hätte
verbinden wollen. Man ist nicht immer
Jüngling, und man sollte nicht immer Kind
seyn. Dem Manne, der die Welt kennt,
der weiß, was er darin zu thun, was er
von ihr zu hoffen hat, was kann ihm er¬
wünschter seyn, als eine Gattin zu finden,
die überall mit ihm wirkt, und die ihm alles
vorzubereiten weiß, deren Thätigkeit dasje¬
nige aufnimmt, was die seinige liegen lassen
muß, deren Geschäftigkeit sich nach allen

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Geſchichte mit der Gräfin erinnern möchte,
allein niemand dachte derſelben auch nur auf
die entfernteſte Weiſe.

Es iſt wahr, ſagte Lothario, angenehmer
kann keine Empfindung in der Welt ſeyn,
als wenn das Herz nach einer gleichgültigen
Pauſe ſich der Liebe zu einem neuen Gegen¬
ſtande wieder eröfnet, und doch wollt ich
dieſem Glück für mein Leben entſagt haben,
wenn mich das Schickſal mit Thereſen hätte
verbinden wollen. Man iſt nicht immer
Jüngling, und man ſollte nicht immer Kind
ſeyn. Dem Manne, der die Welt kennt,
der weiß, was er darin zu thun, was er
von ihr zu hoffen hat, was kann ihm er¬
wünſchter ſeyn, als eine Gattin zu finden,
die überall mit ihm wirkt, und die ihm alles
vorzubereiten weiß, deren Thätigkeit dasje¬
nige aufnimmt, was die ſeinige liegen laſſen
muß, deren Geſchäftigkeit ſich nach allen

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[129/0133] Geſchichte mit der Gräfin erinnern möchte, allein niemand dachte derſelben auch nur auf die entfernteſte Weiſe. Es iſt wahr, ſagte Lothario, angenehmer kann keine Empfindung in der Welt ſeyn, als wenn das Herz nach einer gleichgültigen Pauſe ſich der Liebe zu einem neuen Gegen¬ ſtande wieder eröfnet, und doch wollt ich dieſem Glück für mein Leben entſagt haben, wenn mich das Schickſal mit Thereſen hätte verbinden wollen. Man iſt nicht immer Jüngling, und man ſollte nicht immer Kind ſeyn. Dem Manne, der die Welt kennt, der weiß, was er darin zu thun, was er von ihr zu hoffen hat, was kann ihm er¬ wünſchter ſeyn, als eine Gattin zu finden, die überall mit ihm wirkt, und die ihm alles vorzubereiten weiß, deren Thätigkeit dasje¬ nige aufnimmt, was die ſeinige liegen laſſen muß, deren Geſchäftigkeit ſich nach allen J

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/133>, abgerufen am 22.11.2024.