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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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ren, und bat seine neue Freundin ihm noch
ein Abschiedswort von Lydien zu verschaffen.
Das leidenschaftliche Mädchen ließ sich bewe¬
gen, er sagte ihr einige freundliche Worte,
sie versetzte: den ersten Schmerz hab ich über¬
wunden, Lothario wird mir ewig theuer seyn;
aber seine Freunde kenne ich, es ist mir leid,
daß er so umgeben ist. Der Abbe wäre fä¬
hig, wegen einer Grille die Menschen in
Noth zu lassen, oder sie gar hinein zu stür¬
zen, der Arzt möchte gern alles ins Gleiche
bringen, Jarno hat kein Gemüth, und Sie --
wenigstens keinen Character! fahren Sie nur
so fort, und lassen Sie sich als Werkzeug
dieser drey Menschen brauchen, man wird
Ihnen noch manche Execution auftragen.
Lange, mir ist es recht wohl bekannt, war
ihnen meine Gegenwart zuwider, ich hatte
ihr Geheimniß nicht entdeckt, aber ich hatte
beobachtet, daß sie ein Geheimniß verbar¬

ren, und bat ſeine neue Freundin ihm noch
ein Abſchiedswort von Lydien zu verſchaffen.
Das leidenſchaftliche Mädchen ließ ſich bewe¬
gen, er ſagte ihr einige freundliche Worte,
ſie verſetzte: den erſten Schmerz hab ich über¬
wunden, Lothario wird mir ewig theuer ſeyn;
aber ſeine Freunde kenne ich, es iſt mir leid,
daß er ſo umgeben iſt. Der Abbé wäre fä¬
hig, wegen einer Grille die Menſchen in
Noth zu laſſen, oder ſie gar hinein zu ſtür¬
zen, der Arzt möchte gern alles ins Gleiche
bringen, Jarno hat kein Gemüth, und Sie —
wenigſtens keinen Character! fahren Sie nur
ſo fort, und laſſen Sie ſich als Werkzeug
dieſer drey Menſchen brauchen, man wird
Ihnen noch manche Execution auftragen.
Lange, mir iſt es recht wohl bekannt, war
ihnen meine Gegenwart zuwider, ich hatte
ihr Geheimniß nicht entdeckt, aber ich hatte
beobachtet, daß ſie ein Geheimniß verbar¬

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[116/0120] ren, und bat ſeine neue Freundin ihm noch ein Abſchiedswort von Lydien zu verſchaffen. Das leidenſchaftliche Mädchen ließ ſich bewe¬ gen, er ſagte ihr einige freundliche Worte, ſie verſetzte: den erſten Schmerz hab ich über¬ wunden, Lothario wird mir ewig theuer ſeyn; aber ſeine Freunde kenne ich, es iſt mir leid, daß er ſo umgeben iſt. Der Abbé wäre fä¬ hig, wegen einer Grille die Menſchen in Noth zu laſſen, oder ſie gar hinein zu ſtür¬ zen, der Arzt möchte gern alles ins Gleiche bringen, Jarno hat kein Gemüth, und Sie — wenigſtens keinen Character! fahren Sie nur ſo fort, und laſſen Sie ſich als Werkzeug dieſer drey Menſchen brauchen, man wird Ihnen noch manche Execution auftragen. Lange, mir iſt es recht wohl bekannt, war ihnen meine Gegenwart zuwider, ich hatte ihr Geheimniß nicht entdeckt, aber ich hatte beobachtet, daß ſie ein Geheimniß verbar¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/120>, abgerufen am 22.11.2024.