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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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grauer, wenn wir ihn ungerührt ansehen und
was kann uns rühren, als die stille Hoffnung,
daß die angebohrne Neigung unsers Herzens
nicht ohne Gegenstand bleiben werde? Uns
rührt die Erzählung jeder guten That, uns
rührt das Anschauen jedes harmonischen Ge¬
genstandes; wir fühlen dabey, daß wir nicht
ganz in der Fremde sind, wir wähnen einer
Heimath näher zu seyn, nach der unser Be¬
stes, Innerstes ungedultig hinstrebt.

Inzwischen hatte ihn ein Fußgänger ein¬
geholt, der sich zu ihm gesellte, mit starkem
Schritte neben dem Pferde blieb und, nach
einigen gleichgültigen Reden, zu dem Reuter
sagte: wenn ich mich nicht irre, so muß ich
Sie irgendwo schon gesehen haben.

Ich erinnere mich Ihrer auch, versetzte
Wilhelm, haben wir nicht zusammen eine
lustige Wasserfahrt gemacht? -- Ganz recht!
erwiederte der andere.

grauer, wenn wir ihn ungerührt anſehen und
was kann uns rühren, als die ſtille Hoffnung,
daß die angebohrne Neigung unſers Herzens
nicht ohne Gegenſtand bleiben werde? Uns
rührt die Erzählung jeder guten That, uns
rührt das Anſchauen jedes harmoniſchen Ge¬
genſtandes; wir fühlen dabey, daß wir nicht
ganz in der Fremde ſind, wir wähnen einer
Heimath näher zu ſeyn, nach der unſer Be¬
ſtes, Innerſtes ungedultig hinſtrebt.

Inzwiſchen hatte ihn ein Fußgänger ein¬
geholt, der ſich zu ihm geſellte, mit ſtarkem
Schritte neben dem Pferde blieb und, nach
einigen gleichgültigen Reden, zu dem Reuter
ſagte: wenn ich mich nicht irre, ſo muß ich
Sie irgendwo ſchon geſehen haben.

Ich erinnere mich Ihrer auch, verſetzte
Wilhelm, haben wir nicht zuſammen eine
luſtige Waſſerfahrt gemacht? — Ganz recht!
erwiederte der andere.

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[8/0012] grauer, wenn wir ihn ungerührt anſehen und was kann uns rühren, als die ſtille Hoffnung, daß die angebohrne Neigung unſers Herzens nicht ohne Gegenſtand bleiben werde? Uns rührt die Erzählung jeder guten That, uns rührt das Anſchauen jedes harmoniſchen Ge¬ genſtandes; wir fühlen dabey, daß wir nicht ganz in der Fremde ſind, wir wähnen einer Heimath näher zu ſeyn, nach der unſer Be¬ ſtes, Innerſtes ungedultig hinſtrebt. Inzwiſchen hatte ihn ein Fußgänger ein¬ geholt, der ſich zu ihm geſellte, mit ſtarkem Schritte neben dem Pferde blieb und, nach einigen gleichgültigen Reden, zu dem Reuter ſagte: wenn ich mich nicht irre, ſo muß ich Sie irgendwo ſchon geſehen haben. Ich erinnere mich Ihrer auch, verſetzte Wilhelm, haben wir nicht zuſammen eine luſtige Waſſerfahrt gemacht? — Ganz recht! erwiederte der andere.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/12>, abgerufen am 27.11.2024.