che Grazie bey gewöhnlichen Dingen, eine Art von leichtsinniger Zierlichkeit bey ernst¬ haften und wichtigen kleidet ihn wohl, weil er sehen läßt, daß er überall im Gleichge¬ wicht steht. Er ist eine öffentliche Person, und je ausgebildeter seine Bewegungen, je sonorer seine Stimme, je gehaltner und ge¬ meßner sein ganzes Wesen ist, desto voll¬ kommener ist er, und wenn er gegen hohe und niedre, gegen Freunde und Verwandte immer eben derselbe bleibt, so ist nichts an ihm auszusetzen, man darf ihn nicht anders wünschen. Er sey kalt, aber verständig; ver¬ stellt, aber klug. Wenn er sich äußerlich in jedem Momente seines Lebens zu beherrschen weiß, so hat niemand eine weitere Forde¬ rung an ihn zu machen, und alles übrige was er an und um sich hat, Fähigkeit, Ta¬ lent, Reichthum, alles scheinen nur Zugaben zu seyn.
che Grazie bey gewöhnlichen Dingen, eine Art von leichtſinniger Zierlichkeit bey ernſt¬ haften und wichtigen kleidet ihn wohl, weil er ſehen läßt, daß er überall im Gleichge¬ wicht ſteht. Er iſt eine öffentliche Perſon, und je ausgebildeter ſeine Bewegungen, je ſonorer ſeine Stimme, je gehaltner und ge¬ meßner ſein ganzes Weſen iſt, deſto voll¬ kommener iſt er, und wenn er gegen hohe und niedre, gegen Freunde und Verwandte immer eben derſelbe bleibt, ſo iſt nichts an ihm auszuſetzen, man darf ihn nicht anders wünſchen. Er ſey kalt, aber verſtändig; ver¬ ſtellt, aber klug. Wenn er ſich äußerlich in jedem Momente ſeines Lebens zu beherrſchen weiß, ſo hat niemand eine weitere Forde¬ rung an ihn zu machen, und alles übrige was er an und um ſich hat, Fähigkeit, Ta¬ lent, Reichthum, alles ſcheinen nur Zugaben zu ſeyn.
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che Grazie bey gewöhnlichen Dingen, eine
Art von leichtſinniger Zierlichkeit bey ernſt¬
haften und wichtigen kleidet ihn wohl, weil
er ſehen läßt, daß er überall im Gleichge¬
wicht ſteht. Er iſt eine öffentliche Perſon,
und je ausgebildeter ſeine Bewegungen, je
ſonorer ſeine Stimme, je gehaltner und ge¬
meßner ſein ganzes Weſen iſt, deſto voll¬
kommener iſt er, und wenn er gegen hohe
und niedre, gegen Freunde und Verwandte
immer eben derſelbe bleibt, ſo iſt nichts an
ihm auszuſetzen, man darf ihn nicht anders
wünſchen. Er ſey kalt, aber verſtändig; ver¬
ſtellt, aber klug. Wenn er ſich äußerlich in
jedem Momente ſeines Lebens zu beherrſchen
weiß, ſo hat niemand eine weitere Forde¬
rung an ihn zu machen, und alles übrige
was er an und um ſich hat, Fähigkeit, Ta¬
lent, Reichthum, alles ſcheinen nur Zugaben
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/36>, abgerufen am 26.11.2024.
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