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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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von Hexen gehört, so hätte ich auch mit der
Hexerey bekannt werden müssen.

Meiner Mutter und dieser Wißbegierde
hatte ich es zu danken, daß ich bey dem hef¬
tigen Hang zu Büchern doch kochen lernte;
aber dabey war etwas zu sehen. Ein Huhn,
ein Ferkel aufzuschneiden, war für mich ein
Fest. Den Vater brachte ich die Eingeweide
und er redete mit mir darüber wie mit ei¬
nem jungen Studenten, und pflegte mich oft
mit inniger Freude seinen mißrathenen Sohn
zu nennen.

Nun war das zwölfte Jahr zurückgelegt.
Ich lernte französisch, tanzen und zeichnen,
und erhielt den gewöhnlichen Religionsunter¬
richt. Bey dem letzten wurden manche Em¬
pfindungen und Gedanken rege, aber nichts
was sich auf meinen Zustand bezogen hätte.
Ich hörte gern von Gott reden, ich war stolz
darauf besser als meinesgleichen von ihm re¬

von Hexen gehört, ſo hätte ich auch mit der
Hexerey bekannt werden müſſen.

Meiner Mutter und dieſer Wißbegierde
hatte ich es zu danken, daß ich bey dem hef¬
tigen Hang zu Büchern doch kochen lernte;
aber dabey war etwas zu ſehen. Ein Huhn,
ein Ferkel aufzuſchneiden, war für mich ein
Feſt. Den Vater brachte ich die Eingeweide
und er redete mit mir darüber wie mit ei¬
nem jungen Studenten, und pflegte mich oft
mit inniger Freude ſeinen mißrathenen Sohn
zu nennen.

Nun war das zwölfte Jahr zurückgelegt.
Ich lernte franzöſiſch, tanzen und zeichnen,
und erhielt den gewöhnlichen Religionsunter¬
richt. Bey dem letzten wurden manche Em¬
pfindungen und Gedanken rege, aber nichts
was ſich auf meinen Zuſtand bezogen hätte.
Ich hörte gern von Gott reden, ich war ſtolz
darauf beſſer als meinesgleichen von ihm re¬

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[214/0220] von Hexen gehört, ſo hätte ich auch mit der Hexerey bekannt werden müſſen. Meiner Mutter und dieſer Wißbegierde hatte ich es zu danken, daß ich bey dem hef¬ tigen Hang zu Büchern doch kochen lernte; aber dabey war etwas zu ſehen. Ein Huhn, ein Ferkel aufzuſchneiden, war für mich ein Feſt. Den Vater brachte ich die Eingeweide und er redete mit mir darüber wie mit ei¬ nem jungen Studenten, und pflegte mich oft mit inniger Freude ſeinen mißrathenen Sohn zu nennen. Nun war das zwölfte Jahr zurückgelegt. Ich lernte franzöſiſch, tanzen und zeichnen, und erhielt den gewöhnlichen Religionsunter¬ richt. Bey dem letzten wurden manche Em¬ pfindungen und Gedanken rege, aber nichts was ſich auf meinen Zuſtand bezogen hätte. Ich hörte gern von Gott reden, ich war ſtolz darauf beſſer als meinesgleichen von ihm re¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/220>, abgerufen am 27.11.2024.