Zu eben der Zeit fiel eine allgemeine Trauer ein, wodurch man genöthigt ward, das Theater auf einige Wochen zu schließen. Er ergriff die Zwischenzeit, um jenen Geistli¬ chen zu besuchen, bey welchem der Harfen¬ spieler in der Kost war. Er fand ihn in ei¬ ner angenehmen Gegend, und das erste was er in dem Pfarrhofe erblickte war der Alte, der einem Knaben auf seinem Instrument Lec¬ tion gab. Er bezeugte viel Freude Wilhelmen wieder zu sehen, stand auf und reichte ihm die Hand und sagte: Sie sehen, daß ich in der Welt doch noch zu etwas nütze bin; Sie erlauben daß ich fortfahre, denn die Stun¬ den sind eingetheilt.
Der Geistliche begrüßte Wilhelmen auf das freundlichste und erzählte ihm, daß der Alte sich schon recht gut anlasse und daß man Hoffnung zu seiner völligen Genesung habe.
Ihr
Zu eben der Zeit fiel eine allgemeine Trauer ein, wodurch man genöthigt ward, das Theater auf einige Wochen zu ſchließen. Er ergriff die Zwiſchenzeit, um jenen Geiſtli¬ chen zu beſuchen, bey welchem der Harfen¬ ſpieler in der Koſt war. Er fand ihn in ei¬ ner angenehmen Gegend, und das erſte was er in dem Pfarrhofe erblickte war der Alte, der einem Knaben auf ſeinem Inſtrument Lec¬ tion gab. Er bezeugte viel Freude Wilhelmen wieder zu ſehen, ſtand auf und reichte ihm die Hand und ſagte: Sie ſehen, daß ich in der Welt doch noch zu etwas nütze bin; Sie erlauben daß ich fortfahre, denn die Stun¬ den ſind eingetheilt.
Der Geiſtliche begrüßte Wilhelmen auf das freundlichſte und erzählte ihm, daß der Alte ſich ſchon recht gut anlaſſe und daß man Hoffnung zu ſeiner völligen Geneſung habe.
Ihr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0182"n="176"/><p>Zu eben der Zeit fiel eine allgemeine<lb/>
Trauer ein, wodurch man genöthigt ward,<lb/>
das Theater auf einige Wochen zu ſchließen.<lb/>
Er ergriff die Zwiſchenzeit, um jenen Geiſtli¬<lb/>
chen zu beſuchen, bey welchem der Harfen¬<lb/>ſpieler in der Koſt war. Er fand ihn in ei¬<lb/>
ner angenehmen Gegend, und das erſte was er<lb/>
in dem Pfarrhofe erblickte war der Alte, der<lb/>
einem Knaben auf ſeinem Inſtrument Lec¬<lb/>
tion gab. Er bezeugte viel Freude Wilhelmen<lb/>
wieder zu ſehen, ſtand auf und reichte ihm<lb/>
die Hand und ſagte: Sie ſehen, daß ich in<lb/>
der Welt doch noch zu etwas nütze bin; Sie<lb/>
erlauben daß ich fortfahre, denn die Stun¬<lb/>
den ſind eingetheilt.</p><lb/><p>Der Geiſtliche begrüßte Wilhelmen auf<lb/>
das freundlichſte und erzählte ihm, daß der<lb/>
Alte ſich ſchon recht gut anlaſſe und daß<lb/>
man Hoffnung zu ſeiner völligen Geneſung<lb/>
habe.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ihr<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[176/0182]
Zu eben der Zeit fiel eine allgemeine
Trauer ein, wodurch man genöthigt ward,
das Theater auf einige Wochen zu ſchließen.
Er ergriff die Zwiſchenzeit, um jenen Geiſtli¬
chen zu beſuchen, bey welchem der Harfen¬
ſpieler in der Koſt war. Er fand ihn in ei¬
ner angenehmen Gegend, und das erſte was er
in dem Pfarrhofe erblickte war der Alte, der
einem Knaben auf ſeinem Inſtrument Lec¬
tion gab. Er bezeugte viel Freude Wilhelmen
wieder zu ſehen, ſtand auf und reichte ihm
die Hand und ſagte: Sie ſehen, daß ich in
der Welt doch noch zu etwas nütze bin; Sie
erlauben daß ich fortfahre, denn die Stun¬
den ſind eingetheilt.
Der Geiſtliche begrüßte Wilhelmen auf
das freundlichſte und erzählte ihm, daß der
Alte ſich ſchon recht gut anlaſſe und daß
man Hoffnung zu ſeiner völligen Geneſung
habe.
Ihr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/182>, abgerufen am 04.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.