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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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nicht einmal darin als Gäste zu verweilen
brauchen. Allgemein und richtig muß ihr
Blick auf dem höheren Standpunkte werden,
leicht ein jeder Schritt ihres Lebens! Sie
sind von Geburt an gleichsam in ein Schiff
gesetzt, um bey der Überfahrt, die wir alle
machen müssen, sich des günstigen Windes
zu bedienen, und den widrigen abzuwarten,
anstatt daß andere nur für ihre Person
schwimmend sich abarbeiten, vom günstigen
Winde wenig Vortheil genießen, und im
Sturme mit bald erschöpften Kräften unter¬
gehen. Welche Bequemlichkeit, welche Leich¬
tigkeit giebt ein angebohrnes Vermögen!
und wie sicher blühet ein Handel, der auf
ein gutes Kapital gegründet ist, so daß nicht
jeder mißlungene Versuch sogleich in Unthä¬
tigkeit versetzt! Wer kann den Werth und
Unwerth irrdischer Dinge besser kennen, als
der sie zu genießen von Jugend auf im Falle

war.

nicht einmal darin als Gäſte zu verweilen
brauchen. Allgemein und richtig muß ihr
Blick auf dem höheren Standpunkte werden,
leicht ein jeder Schritt ihres Lebens! Sie
ſind von Geburt an gleichſam in ein Schiff
geſetzt, um bey der Überfahrt, die wir alle
machen müſſen, ſich des günſtigen Windes
zu bedienen, und den widrigen abzuwarten,
anſtatt daß andere nur für ihre Perſon
ſchwimmend ſich abarbeiten, vom günſtigen
Winde wenig Vortheil genießen, und im
Sturme mit bald erſchöpften Kräften unter¬
gehen. Welche Bequemlichkeit, welche Leich¬
tigkeit giebt ein angebohrnes Vermögen!
und wie ſicher blühet ein Handel, der auf
ein gutes Kapital gegründet iſt, ſo daß nicht
jeder mißlungene Verſuch ſogleich in Unthä¬
tigkeit verſetzt! Wer kann den Werth und
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der ſie zu genießen von Jugend auf im Falle

war.
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[32/0040] nicht einmal darin als Gäſte zu verweilen brauchen. Allgemein und richtig muß ihr Blick auf dem höheren Standpunkte werden, leicht ein jeder Schritt ihres Lebens! Sie ſind von Geburt an gleichſam in ein Schiff geſetzt, um bey der Überfahrt, die wir alle machen müſſen, ſich des günſtigen Windes zu bedienen, und den widrigen abzuwarten, anſtatt daß andere nur für ihre Perſon ſchwimmend ſich abarbeiten, vom günſtigen Winde wenig Vortheil genießen, und im Sturme mit bald erſchöpften Kräften unter¬ gehen. Welche Bequemlichkeit, welche Leich¬ tigkeit giebt ein angebohrnes Vermögen! und wie ſicher blühet ein Handel, der auf ein gutes Kapital gegründet iſt, ſo daß nicht jeder mißlungene Verſuch ſogleich in Unthä¬ tigkeit verſetzt! Wer kann den Werth und Unwerth irrdiſcher Dinge beſſer kennen, als der ſie zu genießen von Jugend auf im Falle war.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/40>, abgerufen am 24.11.2024.