und doch, wenn sie ihm nun begegnen, wenn sie sich ihm gleichsam aufdringen, erkennt er sie nicht und weicht vor ihnen zurück. Alles, was ich mir vor jener unglücklichen Nacht, die mich von Marianen entfernte, nur träu¬ men ließ, steht vor mir, und bietet sich mir selbst an. Hierher wollte ich flüchten, und bin sachte hergeleitet worden; bey Serlo wollte ich unterzukommen suchen, er sucht nun mich, und bietet mir Bedingungen an, die ich als Anfänger nie erwarten konnte. War es denn bloß Liebe zu Marianen, die mich ans Theater fesselte? oder war es Liebe zur Kunst, die mich an das Mädchen fest¬ knüpfte? War jene Aussicht, jener Ausweg nach der Bühne blos einem unordentlichen, unruhigen Menschen willkommen, der ein Leben fortzusetzen wünschte, das ihm die Ver¬ hältnisse der bürgerlichen Welt nicht gestat¬ teten, oder war es alles anders, reiner, wür¬
und doch, wenn ſie ihm nun begegnen, wenn ſie ſich ihm gleichſam aufdringen, erkennt er ſie nicht und weicht vor ihnen zurück. Alles, was ich mir vor jener unglücklichen Nacht, die mich von Marianen entfernte, nur träu¬ men ließ, ſteht vor mir, und bietet ſich mir ſelbſt an. Hierher wollte ich flüchten, und bin ſachte hergeleitet worden; bey Serlo wollte ich unterzukommen ſuchen, er ſucht nun mich, und bietet mir Bedingungen an, die ich als Anfänger nie erwarten konnte. War es denn bloß Liebe zu Marianen, die mich ans Theater feſſelte? oder war es Liebe zur Kunſt, die mich an das Mädchen feſt¬ knüpfte? War jene Ausſicht, jener Ausweg nach der Bühne blos einem unordentlichen, unruhigen Menſchen willkommen, der ein Leben fortzuſetzen wünſchte, das ihm die Ver¬ hältniſſe der bürgerlichen Welt nicht geſtat¬ teten, oder war es alles anders, reiner, wür¬
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und doch, wenn ſie ihm nun begegnen, wenn
ſie ſich ihm gleichſam aufdringen, erkennt er
ſie nicht und weicht vor ihnen zurück. Alles,
was ich mir vor jener unglücklichen Nacht,
die mich von Marianen entfernte, nur träu¬
men ließ, ſteht vor mir, und bietet ſich mir
ſelbſt an. Hierher wollte ich flüchten, und
bin ſachte hergeleitet worden; bey Serlo
wollte ich unterzukommen ſuchen, er ſucht
nun mich, und bietet mir Bedingungen an,
die ich als Anfänger nie erwarten konnte.
War es denn bloß Liebe zu Marianen, die
mich ans Theater feſſelte? oder war es Liebe
zur Kunſt, die mich an das Mädchen feſt¬
knüpfte? War jene Ausſicht, jener Ausweg
nach der Bühne blos einem unordentlichen,
unruhigen Menſchen willkommen, der ein
Leben fortzuſetzen wünſchte, das ihm die Ver¬
hältniſſe der bürgerlichen Welt nicht geſtat¬
teten, oder war es alles anders, reiner, wür¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/372>, abgerufen am 22.11.2024.
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