mehr war es mir äußerst verdrießlich, den Beyfall der Thoren im einzelnen, mit Be¬ schwerlichkeit und langer Weile, einzucassi¬ ren, der mir im Ganzen so wohl behagt hat¬ te, den ich mir im Großen so gerne zueig¬ nete.
Wenn ich über mein Spiel ein vernünf¬ tiges Kompliment erwartete, wenn ich hoffte, sie sollten einen Autor loben, den ich hoch¬ schätzte; so machten sie eine alberne Anmer¬ kung über die andere, und nannten ein ab¬ geschmacktes Stück, in welchem sie wünschten mich spielen zu sehen. Wenn ich in der Ge¬ sellschaft herum horchte, ob nicht etwa ein edler, geistreicher, witziger Zug nachklänge, und zur rechten Zeit wieder zum Vorschein käme, konnte ich selten eine Spur verneh¬ men. Ein Fehler, der vorgekommen war, wenn ein Schauspieler sich versprach oder ir¬ gend einen Provinzialism hören ließ, das
mehr war es mir äußerſt verdrießlich, den Beyfall der Thoren im einzelnen, mit Be¬ ſchwerlichkeit und langer Weile, einzucaſſi¬ ren, der mir im Ganzen ſo wohl behagt hat¬ te, den ich mir im Großen ſo gerne zueig¬ nete.
Wenn ich über mein Spiel ein vernünf¬ tiges Kompliment erwartete, wenn ich hoffte, ſie ſollten einen Autor loben, den ich hoch¬ ſchätzte; ſo machten ſie eine alberne Anmer¬ kung über die andere, und nannten ein ab¬ geſchmacktes Stück, in welchem ſie wünſchten mich ſpielen zu ſehen. Wenn ich in der Ge¬ ſellſchaft herum horchte, ob nicht etwa ein edler, geiſtreicher, witziger Zug nachklänge, und zur rechten Zeit wieder zum Vorſchein käme, konnte ich ſelten eine Spur verneh¬ men. Ein Fehler, der vorgekommen war, wenn ein Schauſpieler ſich verſprach oder ir¬ gend einen Provinzialiſm hören ließ, das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0326"n="317"/>
mehr war es mir äußerſt verdrießlich, den<lb/>
Beyfall der Thoren im einzelnen, mit Be¬<lb/>ſchwerlichkeit und langer Weile, einzucaſſi¬<lb/>
ren, der mir im Ganzen ſo wohl behagt hat¬<lb/>
te, den ich mir im Großen ſo gerne zueig¬<lb/>
nete.</p><lb/><p>Wenn ich über mein Spiel ein vernünf¬<lb/>
tiges Kompliment erwartete, wenn ich hoffte,<lb/>ſie ſollten einen Autor loben, den ich hoch¬<lb/>ſchätzte; ſo machten ſie eine alberne Anmer¬<lb/>
kung über die andere, und nannten ein ab¬<lb/>
geſchmacktes Stück, in welchem ſie wünſchten<lb/>
mich ſpielen zu ſehen. Wenn ich in der Ge¬<lb/>ſellſchaft herum horchte, ob nicht etwa ein<lb/>
edler, geiſtreicher, witziger Zug nachklänge,<lb/>
und zur rechten Zeit wieder zum Vorſchein<lb/>
käme, konnte ich ſelten eine Spur verneh¬<lb/>
men. Ein Fehler, der vorgekommen war,<lb/>
wenn ein Schauſpieler ſich verſprach oder ir¬<lb/>
gend einen Provinzialiſm hören ließ, das<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[317/0326]
mehr war es mir äußerſt verdrießlich, den
Beyfall der Thoren im einzelnen, mit Be¬
ſchwerlichkeit und langer Weile, einzucaſſi¬
ren, der mir im Ganzen ſo wohl behagt hat¬
te, den ich mir im Großen ſo gerne zueig¬
nete.
Wenn ich über mein Spiel ein vernünf¬
tiges Kompliment erwartete, wenn ich hoffte,
ſie ſollten einen Autor loben, den ich hoch¬
ſchätzte; ſo machten ſie eine alberne Anmer¬
kung über die andere, und nannten ein ab¬
geſchmacktes Stück, in welchem ſie wünſchten
mich ſpielen zu ſehen. Wenn ich in der Ge¬
ſellſchaft herum horchte, ob nicht etwa ein
edler, geiſtreicher, witziger Zug nachklänge,
und zur rechten Zeit wieder zum Vorſchein
käme, konnte ich ſelten eine Spur verneh¬
men. Ein Fehler, der vorgekommen war,
wenn ein Schauſpieler ſich verſprach oder ir¬
gend einen Provinzialiſm hören ließ, das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/326>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.