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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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genheit zu schelten, womit er ein allgemeines
ausgetheiltes Übel auf seine Schultern zu
nehmen sich vermaß. Bald verwies er sich,
daß er durch Aufspannung und Drang des
Augenblicks ein solches Versprechen gethan
hatte; bald fühlte er wieder, daß jenes gut¬
müthige Hinreichen seiner Hand, die niemand
anzunehmen würdigte, nur eine leichte Förm¬
lichkeit sey gegen das Gelübde, das sein
Herz gethan hatte. Er sann auf Mittel,
ihnen wohlthätig und nützlich zu seyn, und
fand alle Ursache, seine Reise zu Serlo zu
beschleunigen. Er packte nunmehr seine Sa¬
chen zusammen, und eilte, ohne seine völlige
Genesung abzuwarten, ohne auf den Rath
des Pastors und Wundarztes zu hören, in
der wunderbaren Gesellschaft Mignons und
des Alten, der Unthätigkeit zu entfliehen, in
der ihn sein Schicksal abermals nur zu lange
gehalten hatte.

genheit zu ſchelten, womit er ein allgemeines
ausgetheiltes Übel auf ſeine Schultern zu
nehmen ſich vermaß. Bald verwies er ſich,
daß er durch Aufſpannung und Drang des
Augenblicks ein ſolches Verſprechen gethan
hatte; bald fühlte er wieder, daß jenes gut¬
müthige Hinreichen ſeiner Hand, die niemand
anzunehmen würdigte, nur eine leichte Förm¬
lichkeit ſey gegen das Gelübde, das ſein
Herz gethan hatte. Er ſann auf Mittel,
ihnen wohlthätig und nützlich zu ſeyn, und
fand alle Urſache, ſeine Reiſe zu Serlo zu
beſchleunigen. Er packte nunmehr ſeine Sa¬
chen zuſammen, und eilte, ohne ſeine völlige
Geneſung abzuwarten, ohne auf den Rath
des Paſtors und Wundarztes zu hören, in
der wunderbaren Geſellſchaft Mignons und
des Alten, der Unthätigkeit zu entfliehen, in
der ihn ſein Schickſal abermals nur zu lange
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[270/0279] genheit zu ſchelten, womit er ein allgemeines ausgetheiltes Übel auf ſeine Schultern zu nehmen ſich vermaß. Bald verwies er ſich, daß er durch Aufſpannung und Drang des Augenblicks ein ſolches Verſprechen gethan hatte; bald fühlte er wieder, daß jenes gut¬ müthige Hinreichen ſeiner Hand, die niemand anzunehmen würdigte, nur eine leichte Förm¬ lichkeit ſey gegen das Gelübde, das ſein Herz gethan hatte. Er ſann auf Mittel, ihnen wohlthätig und nützlich zu ſeyn, und fand alle Urſache, ſeine Reiſe zu Serlo zu beſchleunigen. Er packte nunmehr ſeine Sa¬ chen zuſammen, und eilte, ohne ſeine völlige Geneſung abzuwarten, ohne auf den Rath des Paſtors und Wundarztes zu hören, in der wunderbaren Geſellſchaft Mignons und des Alten, der Unthätigkeit zu entfliehen, in der ihn ſein Schickſal abermals nur zu lange gehalten hatte.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/279>, abgerufen am 25.11.2024.