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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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mit dem nächsten Postwagen abgehn, und
werde von Wilhelmen ein Empfehlungsschrei¬
ben an seinen Freund den Director Serlo
verlangen, bey dessen Gesellschaft er, weil
die eigne Unternehmung gescheitert, nun un¬
terzukommen hoffe.

Mignon war einige Tage sehr still gewe¬
sen, und als man in sie drang, gestand sie
endlich, daß ihr rechter Arm verrenkt sey.
Das hast du deiner Verwegenheit zu dan¬
ken, sagte Philine, und erzählte: wie das
Kind im Gefechte seinen Hirschfänger gezo¬
gen, und als es seinen Freund in Gefahr
gesehen, wacker auf die Freybeuter zugehauen
habe. Endlich sey es beym Arme ergriffen
und auf die Seite geschleudert worden. Man
schalt auf sie, daß sie das Übel nicht eher
entdeckt habe, doch merkte man wohl, daß
sie sich vor dem Chirurgus gescheut, der sie
bisher immer für einen Knaben gehalten

mit dem nächſten Poſtwagen abgehn, und
werde von Wilhelmen ein Empfehlungsſchrei¬
ben an ſeinen Freund den Director Serlo
verlangen, bey deſſen Geſellſchaft er, weil
die eigne Unternehmung geſcheitert, nun un¬
terzukommen hoffe.

Mignon war einige Tage ſehr ſtill gewe¬
ſen, und als man in ſie drang, geſtand ſie
endlich, daß ihr rechter Arm verrenkt ſey.
Das haſt du deiner Verwegenheit zu dan¬
ken, ſagte Philine, und erzählte: wie das
Kind im Gefechte ſeinen Hirſchfänger gezo¬
gen, und als es ſeinen Freund in Gefahr
geſehen, wacker auf die Freybeuter zugehauen
habe. Endlich ſey es beym Arme ergriffen
und auf die Seite geſchleudert worden. Man
ſchalt auf ſie, daß ſie das Übel nicht eher
entdeckt habe, doch merkte man wohl, daß
ſie ſich vor dem Chirurgus geſcheut, der ſie
bisher immer für einen Knaben gehalten

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[254/0262] mit dem nächſten Poſtwagen abgehn, und werde von Wilhelmen ein Empfehlungsſchrei¬ ben an ſeinen Freund den Director Serlo verlangen, bey deſſen Geſellſchaft er, weil die eigne Unternehmung geſcheitert, nun un¬ terzukommen hoffe. Mignon war einige Tage ſehr ſtill gewe¬ ſen, und als man in ſie drang, geſtand ſie endlich, daß ihr rechter Arm verrenkt ſey. Das haſt du deiner Verwegenheit zu dan¬ ken, ſagte Philine, und erzählte: wie das Kind im Gefechte ſeinen Hirſchfänger gezo¬ gen, und als es ſeinen Freund in Gefahr geſehen, wacker auf die Freybeuter zugehauen habe. Endlich ſey es beym Arme ergriffen und auf die Seite geſchleudert worden. Man ſchalt auf ſie, daß ſie das Übel nicht eher entdeckt habe, doch merkte man wohl, daß ſie ſich vor dem Chirurgus geſcheut, der ſie bisher immer für einen Knaben gehalten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/262>, abgerufen am 22.11.2024.