schweigt, und quält mich nicht, jetzt da ich der Ruhe so äusserst bedürftig bin.
Statt aller Antwort fingen die Mädchen abermals zu weinen und ihren Verlust um¬ ständlich zu erzählen an. Melina war ganz ausser Fassung: denn er hatte freylich am meisten und mehr als wir denken können eingebüßt. Wie ein Rasender stolperte er in dem engen Raume hin und her, stieß den Kopf wider die Wand, fluchte und schalt auf das unziemlichste; und da nun gar zu glei¬ cher Zeit die aus der Kammer trat, mit der Nachricht, daß seine Frau mit einem todten Kinde niedergekommen, erlaubte er sich die heftigsten Ausbrüche, und einstimmig mit ihm heulte, schrie, brummte und lermte alles durcheinander.
Wilhelm, der zugleich von mitleidiger Theilnehmung an ihrem Zustande und von Verdruß über ihre niedrige Gesinnung bis in
W. Meisters Lehrj. 2. Q
ſchweigt, und quält mich nicht, jetzt da ich der Ruhe ſo äuſſerſt bedürftig bin.
Statt aller Antwort fingen die Mädchen abermals zu weinen und ihren Verluſt um¬ ſtändlich zu erzählen an. Melina war ganz auſſer Faſſung: denn er hatte freylich am meiſten und mehr als wir denken können eingebüßt. Wie ein Raſender ſtolperte er in dem engen Raume hin und her, ſtieß den Kopf wider die Wand, fluchte und ſchalt auf das unziemlichſte; und da nun gar zu glei¬ cher Zeit die aus der Kammer trat, mit der Nachricht, daß ſeine Frau mit einem todten Kinde niedergekommen, erlaubte er ſich die heftigſten Ausbrüche, und einſtimmig mit ihm heulte, ſchrie, brummte und lermte alles durcheinander.
Wilhelm, der zugleich von mitleidiger Theilnehmung an ihrem Zuſtande und von Verdruß über ihre niedrige Geſinnung bis in
W. Meiſters Lehrj. 2. Q
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ſchweigt, und quält mich nicht, jetzt da ich
der Ruhe ſo äuſſerſt bedürftig bin.
Statt aller Antwort fingen die Mädchen
abermals zu weinen und ihren Verluſt um¬
ſtändlich zu erzählen an. Melina war ganz
auſſer Faſſung: denn er hatte freylich am
meiſten und mehr als wir denken können
eingebüßt. Wie ein Raſender ſtolperte er in
dem engen Raume hin und her, ſtieß den
Kopf wider die Wand, fluchte und ſchalt auf
das unziemlichſte; und da nun gar zu glei¬
cher Zeit die aus der Kammer trat,
mit der Nachricht, daß ſeine Frau mit einem
todten Kinde niedergekommen, erlaubte er ſich
die heftigſten Ausbrüche, und einſtimmig mit
ihm heulte, ſchrie, brummte und lermte alles
durcheinander.
Wilhelm, der zugleich von mitleidiger
Theilnehmung an ihrem Zuſtande und von
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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