und wir finden auf selbiger den besten Weg. Sie führt uns nach der Stadt, wo ihr Be¬ kanntschaften, Freunde vor euch seht, und eine gute Aufnahme zu hoffen habt. Der Umweg bringt uns auch dahin; aber in wel¬ che schlimme Wege verwickelt er uns, wie weit führt er uns ab. Können wir Hoffnung haben, uns in der späten Jahrszeit wieder heraus zu finden, und was für Zeit und Geld werden wir indessen versplittern! Er sagte noch viel, und trug die Sache von so mancherley vortheilhaften Seiten vor, daß ihre Furcht sich verringerte, und ihr Muth zunahm. Er wußte ihnen so viel von der Mannszucht der regelmäßigen Truppen vor¬ zusagen, und ihnen die Marodeurs und das hergelaufene Gesindel so nichtswürdig zu schildern, und selbst die Gefahr so lieblich und lustig darzustellen, daß alle Gemüther aufgeheitert wurden.
und wir finden auf ſelbiger den beſten Weg. Sie führt uns nach der Stadt, wo ihr Be¬ kanntſchaften, Freunde vor euch ſeht, und eine gute Aufnahme zu hoffen habt. Der Umweg bringt uns auch dahin; aber in wel¬ che ſchlimme Wege verwickelt er uns, wie weit führt er uns ab. Können wir Hoffnung haben, uns in der ſpäten Jahrszeit wieder heraus zu finden, und was für Zeit und Geld werden wir indeſſen verſplittern! Er ſagte noch viel, und trug die Sache von ſo mancherley vortheilhaften Seiten vor, daß ihre Furcht ſich verringerte, und ihr Muth zunahm. Er wußte ihnen ſo viel von der Mannszucht der regelmäßigen Truppen vor¬ zuſagen, und ihnen die Marodeurs und das hergelaufene Geſindel ſo nichtswürdig zu ſchildern, und ſelbſt die Gefahr ſo lieblich und luſtig darzuſtellen, daß alle Gemüther aufgeheitert wurden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0220"n="212"/>
und wir finden auf ſelbiger den beſten Weg.<lb/>
Sie führt uns nach der Stadt, wo ihr Be¬<lb/>
kanntſchaften, Freunde vor euch ſeht, und<lb/>
eine gute Aufnahme zu hoffen habt. Der<lb/>
Umweg bringt uns auch dahin; aber in wel¬<lb/>
che ſchlimme Wege verwickelt er uns, wie<lb/>
weit führt er uns ab. Können wir Hoffnung<lb/>
haben, uns in der ſpäten Jahrszeit wieder<lb/>
heraus zu finden, und was für Zeit und<lb/>
Geld werden wir indeſſen verſplittern! Er<lb/>ſagte noch viel, und trug die Sache von ſo<lb/>
mancherley vortheilhaften Seiten vor, daß<lb/>
ihre Furcht ſich verringerte, und ihr Muth<lb/>
zunahm. Er wußte ihnen ſo viel von der<lb/>
Mannszucht der regelmäßigen Truppen vor¬<lb/>
zuſagen, und ihnen die Marodeurs und das<lb/>
hergelaufene Geſindel ſo nichtswürdig zu<lb/>ſchildern, und ſelbſt die Gefahr ſo lieblich<lb/>
und luſtig darzuſtellen, daß alle Gemüther<lb/>
aufgeheitert wurden.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[212/0220]
und wir finden auf ſelbiger den beſten Weg.
Sie führt uns nach der Stadt, wo ihr Be¬
kanntſchaften, Freunde vor euch ſeht, und
eine gute Aufnahme zu hoffen habt. Der
Umweg bringt uns auch dahin; aber in wel¬
che ſchlimme Wege verwickelt er uns, wie
weit führt er uns ab. Können wir Hoffnung
haben, uns in der ſpäten Jahrszeit wieder
heraus zu finden, und was für Zeit und
Geld werden wir indeſſen verſplittern! Er
ſagte noch viel, und trug die Sache von ſo
mancherley vortheilhaften Seiten vor, daß
ihre Furcht ſich verringerte, und ihr Muth
zunahm. Er wußte ihnen ſo viel von der
Mannszucht der regelmäßigen Truppen vor¬
zuſagen, und ihnen die Marodeurs und das
hergelaufene Geſindel ſo nichtswürdig zu
ſchildern, und ſelbſt die Gefahr ſo lieblich
und luſtig darzuſtellen, daß alle Gemüther
aufgeheitert wurden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/220>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.