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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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angenehmen Stunden des Brautstandes sey
er getraut worden, habe eine glückliche Nacht
als Ehmann zugebracht, darauf habe ihn
seine Frau des andern Morgens, als er in
der Probe gewesen, nach Standesgebühr mit
einem Hörnerschmuck beehrt; weil er aber aus
allzugroßer Zärtlichkeit viel zu früh nach
Hause geeilt, habe er leider einen ältern
Liebhaber an seiner Stelle gefunden, habe
mit unsinniger Leidenschaft drein geschlagen,
Liebhaber und Vater herausgefordert, und
sey mit einer leidlichen Wunde davon ge¬
kommen. Vater und Tochter seyen darauf
noch in der Nacht abgereist, und er sey lei¬
der auf eine doppelte Weise verwundet zu¬
rück geblieben. Sein Unglück habe ihn zu
dem schlechtesten Feldscheer von der Welt ge¬
führt, und der Arme sey leider mit schwar¬
zen Zähnen und triefenden Augen aus die¬
sem Abentheuer geschieden. Er sey zu be¬

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angenehmen Stunden des Brautſtandes ſey
er getraut worden, habe eine glückliche Nacht
als Ehmann zugebracht, darauf habe ihn
ſeine Frau des andern Morgens, als er in
der Probe geweſen, nach Standesgebühr mit
einem Hörnerſchmuck beehrt; weil er aber aus
allzugroßer Zärtlichkeit viel zu früh nach
Hauſe geeilt, habe er leider einen ältern
Liebhaber an ſeiner Stelle gefunden, habe
mit unſinniger Leidenſchaft drein geſchlagen,
Liebhaber und Vater herausgefordert, und
ſey mit einer leidlichen Wunde davon ge¬
kommen. Vater und Tochter ſeyen darauf
noch in der Nacht abgereiſt, und er ſey lei¬
der auf eine doppelte Weiſe verwundet zu¬
rück geblieben. Sein Unglück habe ihn zu
dem ſchlechteſten Feldſcheer von der Welt ge¬
führt, und der Arme ſey leider mit ſchwar¬
zen Zähnen und triefenden Augen aus die¬
ſem Abentheuer geſchieden. Er ſey zu be¬

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[208/0216] angenehmen Stunden des Brautſtandes ſey er getraut worden, habe eine glückliche Nacht als Ehmann zugebracht, darauf habe ihn ſeine Frau des andern Morgens, als er in der Probe geweſen, nach Standesgebühr mit einem Hörnerſchmuck beehrt; weil er aber aus allzugroßer Zärtlichkeit viel zu früh nach Hauſe geeilt, habe er leider einen ältern Liebhaber an ſeiner Stelle gefunden, habe mit unſinniger Leidenſchaft drein geſchlagen, Liebhaber und Vater herausgefordert, und ſey mit einer leidlichen Wunde davon ge¬ kommen. Vater und Tochter ſeyen darauf noch in der Nacht abgereiſt, und er ſey lei¬ der auf eine doppelte Weiſe verwundet zu¬ rück geblieben. Sein Unglück habe ihn zu dem ſchlechteſten Feldſcheer von der Welt ge¬ führt, und der Arme ſey leider mit ſchwar¬ zen Zähnen und triefenden Augen aus die¬ ſem Abentheuer geſchieden. Er ſey zu be¬ dau¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/216>, abgerufen am 24.11.2024.