Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Capitel.

Nur einige Tage mußte die Gesellschaft an
dem Orte liegen bleiben, und sogleich zeigten
sich für verschiedene Glieder derselben nicht
unangenehme Abentheuer, besonders aber
ward Laertes von einer Dame angereizt, die
in der Nachbarschaft ein Gut hatte, gegen
die er sich aber äußerst kalt, ja unartig be¬
trug, und darüber von Philinen viele Spöt¬
tereyen erdulden mußte. Sie ergriff die Ge¬
legenheit, unserm Freund die unglückliche
Liebesgeschichte zu erzählen, über die der
arme Jüngling dem ganzen weiblichen Ge¬
schlechte feind geworden war. Wer wird
ihm übel nehmen, rief sie aus, daß er ein
Geschlecht haßt, das ihm so übel mitgespielt
hat, und ihm alle Übel, die sonst Männer

Viertes Capitel.

Nur einige Tage mußte die Geſellſchaft an
dem Orte liegen bleiben, und ſogleich zeigten
ſich für verſchiedene Glieder derſelben nicht
unangenehme Abentheuer, beſonders aber
ward Laertes von einer Dame angereizt, die
in der Nachbarſchaft ein Gut hatte, gegen
die er ſich aber äußerſt kalt, ja unartig be¬
trug, und darüber von Philinen viele Spöt¬
tereyen erdulden mußte. Sie ergriff die Ge¬
legenheit, unſerm Freund die unglückliche
Liebesgeſchichte zu erzählen, über die der
arme Jüngling dem ganzen weiblichen Ge¬
ſchlechte feind geworden war. Wer wird
ihm übel nehmen, rief ſie aus, daß er ein
Geſchlecht haßt, das ihm ſo übel mitgeſpielt
hat, und ihm alle Übel, die ſonſt Männer

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0214" n="206"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Viertes Capitel</hi>.<lb/></head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>ur einige Tage mußte die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft an<lb/>
dem Orte liegen bleiben, und &#x017F;ogleich zeigten<lb/>
&#x017F;ich für ver&#x017F;chiedene Glieder der&#x017F;elben nicht<lb/>
unangenehme Abentheuer, be&#x017F;onders aber<lb/>
ward Laertes von einer Dame angereizt, die<lb/>
in der Nachbar&#x017F;chaft ein Gut hatte, gegen<lb/>
die er &#x017F;ich aber äußer&#x017F;t kalt, ja unartig be¬<lb/>
trug, und darüber von Philinen viele Spöt¬<lb/>
tereyen erdulden mußte. Sie ergriff die Ge¬<lb/>
legenheit, un&#x017F;erm Freund die unglückliche<lb/>
Liebesge&#x017F;chichte zu erzählen, über die der<lb/>
arme Jüngling dem ganzen weiblichen Ge¬<lb/>
&#x017F;chlechte feind geworden war. Wer wird<lb/>
ihm übel nehmen, rief &#x017F;ie aus, daß er ein<lb/>
Ge&#x017F;chlecht haßt, das ihm &#x017F;o übel mitge&#x017F;pielt<lb/>
hat, und ihm alle Übel, die &#x017F;on&#x017F;t Männer<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0214] Viertes Capitel. Nur einige Tage mußte die Geſellſchaft an dem Orte liegen bleiben, und ſogleich zeigten ſich für verſchiedene Glieder derſelben nicht unangenehme Abentheuer, beſonders aber ward Laertes von einer Dame angereizt, die in der Nachbarſchaft ein Gut hatte, gegen die er ſich aber äußerſt kalt, ja unartig be¬ trug, und darüber von Philinen viele Spöt¬ tereyen erdulden mußte. Sie ergriff die Ge¬ legenheit, unſerm Freund die unglückliche Liebesgeſchichte zu erzählen, über die der arme Jüngling dem ganzen weiblichen Ge¬ ſchlechte feind geworden war. Wer wird ihm übel nehmen, rief ſie aus, daß er ein Geſchlecht haßt, das ihm ſo übel mitgeſpielt hat, und ihm alle Übel, die ſonſt Männer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/214
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/214>, abgerufen am 22.12.2024.