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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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und wenn sie auch gleich nicht die reichlichste
ist. Und worüber habt ihr euch denn zu be¬
schweren? Sind wir nicht ganz unvermuthet,
eben da es mit uns am schlimmsten aus¬
sah, gut aufgenommen und bewirthet wor¬
den? Und jetzt, da es uns noch an nichts
gebricht, fällt es uns denn ein, etwas zu un¬
serer Übung zu thun, und nur einigermaßen
weiter zu streben? Wir treiben fremde Din¬
ge, und entfernen, den Schulkindern ähnlich,
alles, was uns nur an unsre Lection erinnern
könnte.

Wahrhaftig, sagte Philine, es ist unver¬
antwortlich! laßt uns ein Stück wählen;
wir wollen es auf der Stelle spielen. Jeder
muß sein Möglichstes thun, als wenn er vor
dem größten Auditorium stünde.

Man überlegte nicht lange; das Stück
ward bestimmt. Es war eines deren, die
damals in Deutschland großen Beyfall fan¬

den,

und wenn ſie auch gleich nicht die reichlichſte
iſt. Und worüber habt ihr euch denn zu be¬
ſchweren? Sind wir nicht ganz unvermuthet,
eben da es mit uns am ſchlimmſten aus¬
ſah, gut aufgenommen und bewirthet wor¬
den? Und jetzt, da es uns noch an nichts
gebricht, fällt es uns denn ein, etwas zu un¬
ſerer Übung zu thun, und nur einigermaßen
weiter zu ſtreben? Wir treiben fremde Din¬
ge, und entfernen, den Schulkindern ähnlich,
alles, was uns nur an unſre Lection erinnern
könnte.

Wahrhaftig, ſagte Philine, es iſt unver¬
antwortlich! laßt uns ein Stück wählen;
wir wollen es auf der Stelle ſpielen. Jeder
muß ſein Möglichſtes thun, als wenn er vor
dem größten Auditorium ſtünde.

Man überlegte nicht lange; das Stück
ward beſtimmt. Es war eines deren, die
damals in Deutſchland großen Beyfall fan¬

den,
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[192/0200] und wenn ſie auch gleich nicht die reichlichſte iſt. Und worüber habt ihr euch denn zu be¬ ſchweren? Sind wir nicht ganz unvermuthet, eben da es mit uns am ſchlimmſten aus¬ ſah, gut aufgenommen und bewirthet wor¬ den? Und jetzt, da es uns noch an nichts gebricht, fällt es uns denn ein, etwas zu un¬ ſerer Übung zu thun, und nur einigermaßen weiter zu ſtreben? Wir treiben fremde Din¬ ge, und entfernen, den Schulkindern ähnlich, alles, was uns nur an unſre Lection erinnern könnte. Wahrhaftig, ſagte Philine, es iſt unver¬ antwortlich! laßt uns ein Stück wählen; wir wollen es auf der Stelle ſpielen. Jeder muß ſein Möglichſtes thun, als wenn er vor dem größten Auditorium ſtünde. Man überlegte nicht lange; das Stück ward beſtimmt. Es war eines deren, die damals in Deutſchland großen Beyfall fan¬ den,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/200>, abgerufen am 22.11.2024.