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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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reisen; ich wünschte, daß Mignon Weiber¬
kleider anzöge, und daß der Harfenspieler
sich noch geschwinde den Bart scheren ließe.
Mignon hielt sich fest an Wilhelm, und sag¬
te mit großer Lebhaftigkeit: ich bin ein Kna¬
be, ich will kein Mädchen seyn. Der Alte
schwieg, und Philine machte bey dieser Gele¬
genheit über die Eigenheit des Grafen, ihres
Beschützers, einige lustige Anmerkungen. Wenn
der Harfner seinen Bart abschneidet, sagte sie,
so mag er ihn nur sorgfältig auf Band nä¬
hen und bewahren, daß er ihn gleich wieder
vornehmen kann, sobald er dem Herrn Gra¬
fen irgendwo in der Welt begegnet; denn
dieser Bart allein hat ihm die Gnade dieses
Herrn verschaft.

Als man in sie drang und eine Erklä¬
rung dieser sonderbaren Äusserung verlangte,
ließ sie sich folgendergestalt vernehmen: der
Graf glaubt, daß es zur Illusion sehr viel

reiſen; ich wünſchte, daß Mignon Weiber¬
kleider anzöge, und daß der Harfenſpieler
ſich noch geſchwinde den Bart ſcheren ließe.
Mignon hielt ſich feſt an Wilhelm, und ſag¬
te mit großer Lebhaftigkeit: ich bin ein Kna¬
be, ich will kein Mädchen ſeyn. Der Alte
ſchwieg, und Philine machte bey dieſer Gele¬
genheit über die Eigenheit des Grafen, ihres
Beſchützers, einige luſtige Anmerkungen. Wenn
der Harfner ſeinen Bart abſchneidet, ſagte ſie,
ſo mag er ihn nur ſorgfältig auf Band nä¬
hen und bewahren, daß er ihn gleich wieder
vornehmen kann, ſobald er dem Herrn Gra¬
fen irgendwo in der Welt begegnet; denn
dieſer Bart allein hat ihm die Gnade dieſes
Herrn verſchaft.

Als man in ſie drang und eine Erklä¬
rung dieſer ſonderbaren Äuſſerung verlangte,
ließ ſie ſich folgendergeſtalt vernehmen: der
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[175/0183] reiſen; ich wünſchte, daß Mignon Weiber¬ kleider anzöge, und daß der Harfenſpieler ſich noch geſchwinde den Bart ſcheren ließe. Mignon hielt ſich feſt an Wilhelm, und ſag¬ te mit großer Lebhaftigkeit: ich bin ein Kna¬ be, ich will kein Mädchen ſeyn. Der Alte ſchwieg, und Philine machte bey dieſer Gele¬ genheit über die Eigenheit des Grafen, ihres Beſchützers, einige luſtige Anmerkungen. Wenn der Harfner ſeinen Bart abſchneidet, ſagte ſie, ſo mag er ihn nur ſorgfältig auf Band nä¬ hen und bewahren, daß er ihn gleich wieder vornehmen kann, ſobald er dem Herrn Gra¬ fen irgendwo in der Welt begegnet; denn dieſer Bart allein hat ihm die Gnade dieſes Herrn verſchaft. Als man in ſie drang und eine Erklä¬ rung dieſer ſonderbaren Äuſſerung verlangte, ließ ſie ſich folgendergeſtalt vernehmen: der Graf glaubt, daß es zur Illuſion ſehr viel

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/183>, abgerufen am 24.11.2024.