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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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kenden Stücke aus dem zierlichen Beutel her¬
vorrollten. Er machte seine Rechnung und
fand, daß er, besonders da Melina den Vor¬
schuß sogleich wieder zu bezahlen versprochen
hatte, eben so viel, ja noch mehr in Cassa
habe, als an jenem Tage, da Philine ihm
den ersten Strauß abfordern ließ. Mit
heimlicher Zufriedenheit blickte er auf sein
Talent, mit einem kleinen Stolze auf das
Glück, das ihn geleitet und begleitet hatte.
Er ergriff nunmehr mit Zuversicht die Feder,
um einen Brief zu schreiben, der auf einmal
die Familie aus aller Verlegenheit und sein
bisheriges Betragen in das beste Licht setzen
sollte. Er vermied eine eigentliche Erzäh¬
lung, und ließ nur in bedeutenden und my¬
stischen Ausdrücken dasjenige, was ihm be¬
gegnet seyn könnte, errathen. Der gute Zu¬
stand seiner Casse, der Erwerb, den er seinem
Talent schuldig war, die Gunst der Großen,

kenden Stücke aus dem zierlichen Beutel her¬
vorrollten. Er machte ſeine Rechnung und
fand, daß er, beſonders da Melina den Vor¬
ſchuß ſogleich wieder zu bezahlen verſprochen
hatte, eben ſo viel, ja noch mehr in Caſſa
habe, als an jenem Tage, da Philine ihm
den erſten Strauß abfordern ließ. Mit
heimlicher Zufriedenheit blickte er auf ſein
Talent, mit einem kleinen Stolze auf das
Glück, das ihn geleitet und begleitet hatte.
Er ergriff nunmehr mit Zuverſicht die Feder,
um einen Brief zu ſchreiben, der auf einmal
die Familie aus aller Verlegenheit und ſein
bisheriges Betragen in das beſte Licht ſetzen
ſollte. Er vermied eine eigentliche Erzäh¬
lung, und ließ nur in bedeutenden und my¬
ſtiſchen Ausdrücken dasjenige, was ihm be¬
gegnet ſeyn könnte, errathen. Der gute Zu¬
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[172/0180] kenden Stücke aus dem zierlichen Beutel her¬ vorrollten. Er machte ſeine Rechnung und fand, daß er, beſonders da Melina den Vor¬ ſchuß ſogleich wieder zu bezahlen verſprochen hatte, eben ſo viel, ja noch mehr in Caſſa habe, als an jenem Tage, da Philine ihm den erſten Strauß abfordern ließ. Mit heimlicher Zufriedenheit blickte er auf ſein Talent, mit einem kleinen Stolze auf das Glück, das ihn geleitet und begleitet hatte. Er ergriff nunmehr mit Zuverſicht die Feder, um einen Brief zu ſchreiben, der auf einmal die Familie aus aller Verlegenheit und ſein bisheriges Betragen in das beſte Licht ſetzen ſollte. Er vermied eine eigentliche Erzäh¬ lung, und ließ nur in bedeutenden und my¬ ſtiſchen Ausdrücken dasjenige, was ihm be¬ gegnet ſeyn könnte, errathen. Der gute Zu¬ ſtand ſeiner Caſſe, der Erwerb, den er ſeinem Talent ſchuldig war, die Gunſt der Großen,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/180>, abgerufen am 22.11.2024.