Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

einige Stücke verfertigte, welche den ganzen
Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß
ihn ansehnlich belohnen, sagte der großmü¬
thige Fürst, man forsche an ihm, ob ihm
irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder
ob er nicht verschmäht Geld anzunehmen.
Nach seiner scherzhaften Art antwortete der
Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬
ke lebhaft für die gnädigen Gesinnungen,
und da der Kaiser alle Tage Geld von uns
nimmt, so sehe ich nicht ein, warum ich mich
schämen sollte, Geld von ihm anzunehmen.

Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬
lassen, als Wilhelm eifrig die Baarschaft
zählte, die ihm so unvermuthet, und wie er
glaubte, so unverdient zugekommen war. Es
schien, als ob ihm der Werth und die Würde
des Goldes, die uns in spätern Jahren erst
fühlbar werden, ahndungsweise zum ersten¬
mal entgegen blickten, als die schönen blin¬

einige Stücke verfertigte, welche den ganzen
Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß
ihn anſehnlich belohnen, ſagte der großmü¬
thige Fürſt, man forſche an ihm, ob ihm
irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder
ob er nicht verſchmäht Geld anzunehmen.
Nach ſeiner ſcherzhaften Art antwortete der
Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬
ke lebhaft für die gnädigen Geſinnungen,
und da der Kaiſer alle Tage Geld von uns
nimmt, ſo ſehe ich nicht ein, warum ich mich
ſchämen ſollte, Geld von ihm anzunehmen.

Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬
laſſen, als Wilhelm eifrig die Baarſchaft
zählte, die ihm ſo unvermuthet, und wie er
glaubte, ſo unverdient zugekommen war. Es
ſchien, als ob ihm der Werth und die Würde
des Goldes, die uns in ſpätern Jahren erſt
fühlbar werden, ahndungsweiſe zum erſten¬
mal entgegen blickten, als die ſchönen blin¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0179" n="171"/>
einige Stücke verfertigte, welche den ganzen<lb/>
Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß<lb/>
ihn an&#x017F;ehnlich belohnen, &#x017F;agte der großmü¬<lb/>
thige Für&#x017F;t, man for&#x017F;che an ihm, ob ihm<lb/>
irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder<lb/>
ob er nicht ver&#x017F;chmäht Geld anzunehmen.<lb/>
Nach &#x017F;einer &#x017F;cherzhaften Art antwortete der<lb/>
Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬<lb/>
ke lebhaft für die gnädigen Ge&#x017F;innungen,<lb/>
und da der Kai&#x017F;er alle Tage Geld von uns<lb/>
nimmt, &#x017F;o &#x017F;ehe ich nicht ein, warum ich mich<lb/>
&#x017F;chämen &#x017F;ollte, Geld von ihm anzunehmen.</p><lb/>
            <p>Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, als Wilhelm eifrig die Baar&#x017F;chaft<lb/>
zählte, die ihm &#x017F;o unvermuthet, und wie er<lb/>
glaubte, &#x017F;o unverdient zugekommen war. Es<lb/>
&#x017F;chien, als ob ihm der Werth und die Würde<lb/>
des Goldes, die uns in &#x017F;pätern Jahren er&#x017F;t<lb/>
fühlbar werden, ahndungswei&#x017F;e zum er&#x017F;ten¬<lb/>
mal entgegen blickten, als die &#x017F;chönen blin¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0179] einige Stücke verfertigte, welche den ganzen Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß ihn anſehnlich belohnen, ſagte der großmü¬ thige Fürſt, man forſche an ihm, ob ihm irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder ob er nicht verſchmäht Geld anzunehmen. Nach ſeiner ſcherzhaften Art antwortete der Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬ ke lebhaft für die gnädigen Geſinnungen, und da der Kaiſer alle Tage Geld von uns nimmt, ſo ſehe ich nicht ein, warum ich mich ſchämen ſollte, Geld von ihm anzunehmen. Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬ laſſen, als Wilhelm eifrig die Baarſchaft zählte, die ihm ſo unvermuthet, und wie er glaubte, ſo unverdient zugekommen war. Es ſchien, als ob ihm der Werth und die Würde des Goldes, die uns in ſpätern Jahren erſt fühlbar werden, ahndungsweiſe zum erſten¬ mal entgegen blickten, als die ſchönen blin¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/179
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/179>, abgerufen am 22.11.2024.