einige Stücke verfertigte, welche den ganzen Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß ihn ansehnlich belohnen, sagte der großmü¬ thige Fürst, man forsche an ihm, ob ihm irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder ob er nicht verschmäht Geld anzunehmen. Nach seiner scherzhaften Art antwortete der Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬ ke lebhaft für die gnädigen Gesinnungen, und da der Kaiser alle Tage Geld von uns nimmt, so sehe ich nicht ein, warum ich mich schämen sollte, Geld von ihm anzunehmen.
Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬ lassen, als Wilhelm eifrig die Baarschaft zählte, die ihm so unvermuthet, und wie er glaubte, so unverdient zugekommen war. Es schien, als ob ihm der Werth und die Würde des Goldes, die uns in spätern Jahren erst fühlbar werden, ahndungsweise zum ersten¬ mal entgegen blickten, als die schönen blin¬
einige Stücke verfertigte, welche den ganzen Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß ihn anſehnlich belohnen, ſagte der großmü¬ thige Fürſt, man forſche an ihm, ob ihm irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder ob er nicht verſchmäht Geld anzunehmen. Nach ſeiner ſcherzhaften Art antwortete der Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬ ke lebhaft für die gnädigen Geſinnungen, und da der Kaiſer alle Tage Geld von uns nimmt, ſo ſehe ich nicht ein, warum ich mich ſchämen ſollte, Geld von ihm anzunehmen.
Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬ laſſen, als Wilhelm eifrig die Baarſchaft zählte, die ihm ſo unvermuthet, und wie er glaubte, ſo unverdient zugekommen war. Es ſchien, als ob ihm der Werth und die Würde des Goldes, die uns in ſpätern Jahren erſt fühlbar werden, ahndungsweiſe zum erſten¬ mal entgegen blickten, als die ſchönen blin¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0179"n="171"/>
einige Stücke verfertigte, welche den ganzen<lb/>
Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß<lb/>
ihn anſehnlich belohnen, ſagte der großmü¬<lb/>
thige Fürſt, man forſche an ihm, ob ihm<lb/>
irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder<lb/>
ob er nicht verſchmäht Geld anzunehmen.<lb/>
Nach ſeiner ſcherzhaften Art antwortete der<lb/>
Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬<lb/>
ke lebhaft für die gnädigen Geſinnungen,<lb/>
und da der Kaiſer alle Tage Geld von uns<lb/>
nimmt, ſo ſehe ich nicht ein, warum ich mich<lb/>ſchämen ſollte, Geld von ihm anzunehmen.</p><lb/><p>Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬<lb/>
laſſen, als Wilhelm eifrig die Baarſchaft<lb/>
zählte, die ihm ſo unvermuthet, und wie er<lb/>
glaubte, ſo unverdient zugekommen war. Es<lb/>ſchien, als ob ihm der Werth und die Würde<lb/>
des Goldes, die uns in ſpätern Jahren erſt<lb/>
fühlbar werden, ahndungsweiſe zum erſten¬<lb/>
mal entgegen blickten, als die ſchönen blin¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[171/0179]
einige Stücke verfertigte, welche den ganzen
Beyfall des Monarchen erhielten. Ich muß
ihn anſehnlich belohnen, ſagte der großmü¬
thige Fürſt, man forſche an ihm, ob ihm
irgend ein Kleinod Vergnügen macht, oder
ob er nicht verſchmäht Geld anzunehmen.
Nach ſeiner ſcherzhaften Art antwortete der
Dichter dem abgeordneten Hofmann, ich dan¬
ke lebhaft für die gnädigen Geſinnungen,
und da der Kaiſer alle Tage Geld von uns
nimmt, ſo ſehe ich nicht ein, warum ich mich
ſchämen ſollte, Geld von ihm anzunehmen.
Der Baron hatte kaum das Zimmer ver¬
laſſen, als Wilhelm eifrig die Baarſchaft
zählte, die ihm ſo unvermuthet, und wie er
glaubte, ſo unverdient zugekommen war. Es
ſchien, als ob ihm der Werth und die Würde
des Goldes, die uns in ſpätern Jahren erſt
fühlbar werden, ahndungsweiſe zum erſten¬
mal entgegen blickten, als die ſchönen blin¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/179>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.