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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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brausenden Schaum des frisch eingeschenkten
Bechers der Liebe schlürfen.

Ihr Haupt ruhte auf seiner Schulter,
und der zerdrückten Locken und Bänder ward
nicht gedacht. Sie hatte ihren Arm um ihn
geschlungen; er umfaßte sie mit Lebhaftig¬
keit, und drückte sie wiederholend an seine
Brust. O daß ein solcher Augenblick nicht
Ewigkeiten währen kann, und wehe dem nei¬
dischen Geschick, das auch unsern Freunden
diese kurzen Augenblicke unterbrach.

Wie erschrak Wilhelm, wie betäubt fuhr
er aus einem glücklichen Traume auf, als
die Gräfin sich auf einmal mit einem Schrey
von ihm losriß, und mit der Hand nach
ihrem Herzen fuhr.

Er stand betäubt vor ihr da; sie hielt
die andere Hand vor die Augen, und rief
nach einer Pause: entfernen Sie sich, eilen
Sie!

brauſenden Schaum des friſch eingeſchenkten
Bechers der Liebe ſchlürfen.

Ihr Haupt ruhte auf ſeiner Schulter,
und der zerdrückten Locken und Bänder ward
nicht gedacht. Sie hatte ihren Arm um ihn
geſchlungen; er umfaßte ſie mit Lebhaftig¬
keit, und drückte ſie wiederholend an ſeine
Bruſt. O daß ein ſolcher Augenblick nicht
Ewigkeiten währen kann, und wehe dem nei¬
diſchen Geſchick, das auch unſern Freunden
dieſe kurzen Augenblicke unterbrach.

Wie erſchrak Wilhelm, wie betäubt fuhr
er aus einem glücklichen Traume auf, als
die Gräfin ſich auf einmal mit einem Schrey
von ihm losriß, und mit der Hand nach
ihrem Herzen fuhr.

Er ſtand betäubt vor ihr da; ſie hielt
die andere Hand vor die Augen, und rief
nach einer Pauſe: entfernen Sie ſich, eilen
Sie!

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[158/0166] brauſenden Schaum des friſch eingeſchenkten Bechers der Liebe ſchlürfen. Ihr Haupt ruhte auf ſeiner Schulter, und der zerdrückten Locken und Bänder ward nicht gedacht. Sie hatte ihren Arm um ihn geſchlungen; er umfaßte ſie mit Lebhaftig¬ keit, und drückte ſie wiederholend an ſeine Bruſt. O daß ein ſolcher Augenblick nicht Ewigkeiten währen kann, und wehe dem nei¬ diſchen Geſchick, das auch unſern Freunden dieſe kurzen Augenblicke unterbrach. Wie erſchrak Wilhelm, wie betäubt fuhr er aus einem glücklichen Traume auf, als die Gräfin ſich auf einmal mit einem Schrey von ihm losriß, und mit der Hand nach ihrem Herzen fuhr. Er ſtand betäubt vor ihr da; ſie hielt die andere Hand vor die Augen, und rief nach einer Pauſe: entfernen Sie ſich, eilen Sie!

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/166>, abgerufen am 25.11.2024.