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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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helm stürzte auf seine Kniee, faßte die linke,
und drückte sie an seine Lippen. Die Gräfin
schien verlegen, aber ohne Widerwillen.

Ach! rief Philine aus, so viel Schmuck
hab' ich wohl schon gesehen, aber noch nie
eine Dame, so würdig ihn zu tragen. Wel¬
che Armbänder! aber auch welche Hand!
Welcher Halsschmuck! aber welche Brust!

Stille, Schmeichlerin, rief die Gräfin.

Stellt denn das den Herrn Grafen vor?
sagte Philine, indem sie auf ein reiches Me¬
daillon deutete, das die Gräfin an kostbaren
Ketten an der linken Seite trug.

Er ist als Bräutigam gemahlt, versetzte
die Gräfin.

War er denn damals so jung? fragte
Philine: Sie sind ja nur erst, wie ich weiß,
wenige Jahre verheyrathet.

Diese Jugend kommt auf die Rechnung
des Mahlers, versetzte die Gräfin.

helm ſtürzte auf ſeine Kniee, faßte die linke,
und drückte ſie an ſeine Lippen. Die Gräfin
ſchien verlegen, aber ohne Widerwillen.

Ach! rief Philine aus, ſo viel Schmuck
hab’ ich wohl ſchon geſehen, aber noch nie
eine Dame, ſo würdig ihn zu tragen. Wel¬
che Armbänder! aber auch welche Hand!
Welcher Halsſchmuck! aber welche Bruſt!

Stille, Schmeichlerin, rief die Gräfin.

Stellt denn das den Herrn Grafen vor?
ſagte Philine, indem ſie auf ein reiches Me¬
daillon deutete, das die Gräfin an koſtbaren
Ketten an der linken Seite trug.

Er iſt als Bräutigam gemahlt, verſetzte
die Gräfin.

War er denn damals ſo jung? fragte
Philine: Sie ſind ja nur erſt, wie ich weiß,
wenige Jahre verheyrathet.

Dieſe Jugend kommt auf die Rechnung
des Mahlers, verſetzte die Gräfin.

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[155/0163] helm ſtürzte auf ſeine Kniee, faßte die linke, und drückte ſie an ſeine Lippen. Die Gräfin ſchien verlegen, aber ohne Widerwillen. Ach! rief Philine aus, ſo viel Schmuck hab’ ich wohl ſchon geſehen, aber noch nie eine Dame, ſo würdig ihn zu tragen. Wel¬ che Armbänder! aber auch welche Hand! Welcher Halsſchmuck! aber welche Bruſt! Stille, Schmeichlerin, rief die Gräfin. Stellt denn das den Herrn Grafen vor? ſagte Philine, indem ſie auf ein reiches Me¬ daillon deutete, das die Gräfin an koſtbaren Ketten an der linken Seite trug. Er iſt als Bräutigam gemahlt, verſetzte die Gräfin. War er denn damals ſo jung? fragte Philine: Sie ſind ja nur erſt, wie ich weiß, wenige Jahre verheyrathet. Dieſe Jugend kommt auf die Rechnung des Mahlers, verſetzte die Gräfin.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/163>, abgerufen am 24.11.2024.