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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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die Nachricht brachte, es sollte in dem Schlo߬
hof eine Execution vorgehen und ein Knabe
gestäupt werden, der sich eines nächtlichen
Einbruchs verdächtig gemacht habe, und da
er den Rock eines Perückenmachers trage,
wahrscheinlich mit unter den Meuchelmördern
gewesen sey. Der Knabe läugne zwar auf
das hartnäckigste, und man könne ihn des¬
wegen nicht förmlich bestrafen, wolle ihm
aber als einem Vagabunden einen Denkzettel
geben und ihn weiter schicken, weil er einige
Tage in der Gegend herumgeschwärmt sey,
sich des Nachts in den Mühlen aufgehalten,
endlich eine Leiter an die Gartenmauer an¬
gelehnt habe, und herüber gestiegen sey.

Wilhelm fand an dem ganzen Handel
nichts sonderlich merkwürdig, als Mignon
hastig herein kam und ihn versicherte, der
Gefangene sey Friedrich, der sich seit den
Händeln mit dem Stallmeister von der Ge¬

die Nachricht brachte, es ſollte in dem Schlo߬
hof eine Execution vorgehen und ein Knabe
geſtäupt werden, der ſich eines nächtlichen
Einbruchs verdächtig gemacht habe, und da
er den Rock eines Perückenmachers trage,
wahrſcheinlich mit unter den Meuchelmördern
geweſen ſey. Der Knabe läugne zwar auf
das hartnäckigſte, und man könne ihn des¬
wegen nicht förmlich beſtrafen, wolle ihm
aber als einem Vagabunden einen Denkzettel
geben und ihn weiter ſchicken, weil er einige
Tage in der Gegend herumgeſchwärmt ſey,
ſich des Nachts in den Mühlen aufgehalten,
endlich eine Leiter an die Gartenmauer an¬
gelehnt habe, und herüber geſtiegen ſey.

Wilhelm fand an dem ganzen Handel
nichts ſonderlich merkwürdig, als Mignon
haſtig herein kam und ihn verſicherte, der
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[116/0124] die Nachricht brachte, es ſollte in dem Schlo߬ hof eine Execution vorgehen und ein Knabe geſtäupt werden, der ſich eines nächtlichen Einbruchs verdächtig gemacht habe, und da er den Rock eines Perückenmachers trage, wahrſcheinlich mit unter den Meuchelmördern geweſen ſey. Der Knabe läugne zwar auf das hartnäckigſte, und man könne ihn des¬ wegen nicht förmlich beſtrafen, wolle ihm aber als einem Vagabunden einen Denkzettel geben und ihn weiter ſchicken, weil er einige Tage in der Gegend herumgeſchwärmt ſey, ſich des Nachts in den Mühlen aufgehalten, endlich eine Leiter an die Gartenmauer an¬ gelehnt habe, und herüber geſtiegen ſey. Wilhelm fand an dem ganzen Handel nichts ſonderlich merkwürdig, als Mignon haſtig herein kam und ihn verſicherte, der Gefangene ſey Friedrich, der ſich ſeit den Händeln mit dem Stallmeiſter von der Ge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/124>, abgerufen am 22.11.2024.