der Dunkelheit hervor, und traten wie unbe¬ kannte Sterne an den Horizont, so wird das nicht immer so seyn, und wenn ich mich nicht sehr irre, so ist die erste Klasse der Nation auf dem Wege, sich ihrer Vortheile auch zu Erringung des schönsten Kranzes der Musen in Zukunft zu bedienen. Es ist mir daher nichts unangenehmer, als wenn ich nicht al¬ lein den Bürger oft über den Edelmann, der die Musen zu schätzen weiß, spotten, sondern auch Personen von Stande selbst mit un¬ überlegter Laune und niemals zu billigender Schadenfreude ihres Gleichen von einem Wege abschrecken sehe, auf dem einen jeden Ehre und Zufriedenheit erwartet.
Es schien die letzte Äusserung gegen den Grafen gerichtet zu seyn, von welchem Wil¬ helm gehört hatte, daß er das Gedicht wirk¬ lich gut finde. Freylich war diesem Herrn, der immer auf seine Art mit dem Baron zu
der Dunkelheit hervor, und traten wie unbe¬ kannte Sterne an den Horizont, ſo wird das nicht immer ſo ſeyn, und wenn ich mich nicht ſehr irre, ſo iſt die erſte Klaſſe der Nation auf dem Wege, ſich ihrer Vortheile auch zu Erringung des ſchönſten Kranzes der Muſen in Zukunft zu bedienen. Es iſt mir daher nichts unangenehmer, als wenn ich nicht al¬ lein den Bürger oft über den Edelmann, der die Muſen zu ſchätzen weiß, ſpotten, ſondern auch Perſonen von Stande ſelbſt mit un¬ überlegter Laune und niemals zu billigender Schadenfreude ihres Gleichen von einem Wege abſchrecken ſehe, auf dem einen jeden Ehre und Zufriedenheit erwartet.
Es ſchien die letzte Äuſſerung gegen den Grafen gerichtet zu ſeyn, von welchem Wil¬ helm gehört hatte, daß er das Gedicht wirk¬ lich gut finde. Freylich war dieſem Herrn, der immer auf ſeine Art mit dem Baron zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0117"n="109"/>
der Dunkelheit hervor, und traten wie unbe¬<lb/>
kannte Sterne an den Horizont, ſo wird das<lb/>
nicht immer ſo ſeyn, und wenn ich mich nicht<lb/>ſehr irre, ſo iſt die erſte Klaſſe der Nation<lb/>
auf dem Wege, ſich ihrer Vortheile auch zu<lb/>
Erringung des ſchönſten Kranzes der Muſen<lb/>
in Zukunft zu bedienen. Es iſt mir daher<lb/>
nichts unangenehmer, als wenn ich nicht al¬<lb/>
lein den Bürger oft über den Edelmann, der<lb/>
die Muſen zu ſchätzen weiß, ſpotten, ſondern<lb/>
auch Perſonen von Stande ſelbſt mit un¬<lb/>
überlegter Laune und niemals zu billigender<lb/>
Schadenfreude ihres Gleichen von einem<lb/>
Wege abſchrecken ſehe, auf dem einen jeden<lb/>
Ehre und Zufriedenheit erwartet.</p><lb/><p>Es ſchien die letzte Äuſſerung gegen den<lb/>
Grafen gerichtet zu ſeyn, von welchem Wil¬<lb/>
helm gehört hatte, daß er das Gedicht wirk¬<lb/>
lich gut finde. Freylich war dieſem Herrn,<lb/>
der immer auf ſeine Art mit dem Baron zu<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[109/0117]
der Dunkelheit hervor, und traten wie unbe¬
kannte Sterne an den Horizont, ſo wird das
nicht immer ſo ſeyn, und wenn ich mich nicht
ſehr irre, ſo iſt die erſte Klaſſe der Nation
auf dem Wege, ſich ihrer Vortheile auch zu
Erringung des ſchönſten Kranzes der Muſen
in Zukunft zu bedienen. Es iſt mir daher
nichts unangenehmer, als wenn ich nicht al¬
lein den Bürger oft über den Edelmann, der
die Muſen zu ſchätzen weiß, ſpotten, ſondern
auch Perſonen von Stande ſelbſt mit un¬
überlegter Laune und niemals zu billigender
Schadenfreude ihres Gleichen von einem
Wege abſchrecken ſehe, auf dem einen jeden
Ehre und Zufriedenheit erwartet.
Es ſchien die letzte Äuſſerung gegen den
Grafen gerichtet zu ſeyn, von welchem Wil¬
helm gehört hatte, daß er das Gedicht wirk¬
lich gut finde. Freylich war dieſem Herrn,
der immer auf ſeine Art mit dem Baron zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/117>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.