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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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helfen könnte. Er gleicht einem Wanderer,
der nicht weit von der Herberge ins Wasser
fällt; griffe jemand sogleich zu, risse ihn ans
Land, so wäre es um einmal naß werden
gethan, anstatt daß er sich auch wohl selbst,
aber am jenseitigen Ufer, heraus hilft, und
einen beschwerlichen weiten Umweg nach sei¬
nem bestimmten Ziele zu machen hat.

Wilhelm fing an zu wittern, daß es in
der Welt anders zugehe, als er sich es ge¬
dacht, er sah das wichtige und bedeutungs¬
volle Leben der Vornehmen und Großen in
der Nähe, und verwunderte sich, wie einen
leichten Anstand sie ihm zu geben wußten.
Ein Heer auf dem Marsche, ein fürstlicher
Held an seiner Spitze, so viele mitwürkende
Krieger, so viele zudringende Verehrer er¬
höhten seine Einbildungskraft. In dieser
Stimmung erhielt er die versprochenen Bü¬

helfen könnte. Er gleicht einem Wanderer,
der nicht weit von der Herberge ins Waſſer
fällt; griffe jemand ſogleich zu, riſſe ihn ans
Land, ſo wäre es um einmal naß werden
gethan, anſtatt daß er ſich auch wohl ſelbſt,
aber am jenſeitigen Ufer, heraus hilft, und
einen beſchwerlichen weiten Umweg nach ſei¬
nem beſtimmten Ziele zu machen hat.

Wilhelm fing an zu wittern, daß es in
der Welt anders zugehe, als er ſich es ge¬
dacht, er ſah das wichtige und bedeutungs¬
volle Leben der Vornehmen und Großen in
der Nähe, und verwunderte ſich, wie einen
leichten Anſtand ſie ihm zu geben wußten.
Ein Heer auf dem Marſche, ein fürſtlicher
Held an ſeiner Spitze, ſo viele mitwürkende
Krieger, ſo viele zudringende Verehrer er¬
höhten ſeine Einbildungskraft. In dieſer
Stimmung erhielt er die verſprochenen Bü¬

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[102/0110] helfen könnte. Er gleicht einem Wanderer, der nicht weit von der Herberge ins Waſſer fällt; griffe jemand ſogleich zu, riſſe ihn ans Land, ſo wäre es um einmal naß werden gethan, anſtatt daß er ſich auch wohl ſelbſt, aber am jenſeitigen Ufer, heraus hilft, und einen beſchwerlichen weiten Umweg nach ſei¬ nem beſtimmten Ziele zu machen hat. Wilhelm fing an zu wittern, daß es in der Welt anders zugehe, als er ſich es ge¬ dacht, er ſah das wichtige und bedeutungs¬ volle Leben der Vornehmen und Großen in der Nähe, und verwunderte ſich, wie einen leichten Anſtand ſie ihm zu geben wußten. Ein Heer auf dem Marſche, ein fürſtlicher Held an ſeiner Spitze, ſo viele mitwürkende Krieger, ſo viele zudringende Verehrer er¬ höhten ſeine Einbildungskraft. In dieſer Stimmung erhielt er die verſprochenen Bü¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre02_1795/110>, abgerufen am 25.11.2024.