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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Herz wandte, kannst du leicht denken. Auch
war nichts vergessen, um meine Muse kennt¬
lich zu machen. Kronen und Dolche, Ketten
und Masken, wie sie mir meine Vorgänger
überliefert hatten, waren ihr auch hier zuge¬
theilt. Der Wettstreit war heftig, die Reden
beider Personen kontrastirten gehörig, da
man im vierzehnten Jahre gewöhnlich das
Schwarze und Weiße recht nah an einander
zu mahlen pflegt. Die Alte redete, wie es
einer Person geziemt, die eine Stecknadel
aufhebt, und jene, wie eine, die Königreiche
verschenkt. Die warnenden Drohungen der
Alten wurden verschmäht; ich sah die mir
versprochenen Reichthümer schon mit dem
Rücken an: enterbt und nackt übergab ich
mich der Muse, die mir ihren goldnen
Schleyer zuwarf und meine Blöße bedeckte. --

Hätte ich denken können, o meine Ge¬
liebte! rief er aus, indem er Marianen fest

Herz wandte, kannſt du leicht denken. Auch
war nichts vergeſſen, um meine Muſe kennt¬
lich zu machen. Kronen und Dolche, Ketten
und Masken, wie ſie mir meine Vorgänger
überliefert hatten, waren ihr auch hier zuge¬
theilt. Der Wettſtreit war heftig, die Reden
beider Perſonen kontraſtirten gehörig, da
man im vierzehnten Jahre gewöhnlich das
Schwarze und Weiße recht nah an einander
zu mahlen pflegt. Die Alte redete, wie es
einer Perſon geziemt, die eine Stecknadel
aufhebt, und jene, wie eine, die Königreiche
verſchenkt. Die warnenden Drohungen der
Alten wurden verſchmäht; ich ſah die mir
verſprochenen Reichthümer ſchon mit dem
Rücken an: enterbt und nackt übergab ich
mich der Muſe, die mir ihren goldnen
Schleyer zuwarf und meine Blöße bedeckte. —

Hätte ich denken können, o meine Ge¬
liebte! rief er aus, indem er Marianen feſt

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[69/0077] Herz wandte, kannſt du leicht denken. Auch war nichts vergeſſen, um meine Muſe kennt¬ lich zu machen. Kronen und Dolche, Ketten und Masken, wie ſie mir meine Vorgänger überliefert hatten, waren ihr auch hier zuge¬ theilt. Der Wettſtreit war heftig, die Reden beider Perſonen kontraſtirten gehörig, da man im vierzehnten Jahre gewöhnlich das Schwarze und Weiße recht nah an einander zu mahlen pflegt. Die Alte redete, wie es einer Perſon geziemt, die eine Stecknadel aufhebt, und jene, wie eine, die Königreiche verſchenkt. Die warnenden Drohungen der Alten wurden verſchmäht; ich ſah die mir verſprochenen Reichthümer ſchon mit dem Rücken an: enterbt und nackt übergab ich mich der Muſe, die mir ihren goldnen Schleyer zuwarf und meine Blöße bedeckte. — Hätte ich denken können, o meine Ge¬ liebte! rief er aus, indem er Marianen feſt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/77>, abgerufen am 24.11.2024.