Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

die Zuschauer sitzen, in dem andern die
Schauspieler seyn, da denn das Proscenium
abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen
sollte. Der Vater hatte seinem Freunde das
alles zu veranstalten erlaubt, er selbst schien
nur durch die Finger zu sehen, nach dem
Grundsatze, man müsse den Kindern nicht
merken lassen, wie lieb man sie habe, sie
griffen immer zu weit um sich; er meynte,
man müsse bey ihren Freuden ernst scheinen,
und sie ihnen manchmal verderben, damit
ihre Zufriedenheit sie nicht übermäßig und
übermüthig mache.


die Zuſchauer ſitzen, in dem andern die
Schauſpieler ſeyn, da denn das Proſcenium
abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen
ſollte. Der Vater hatte ſeinem Freunde das
alles zu veranſtalten erlaubt, er ſelbſt ſchien
nur durch die Finger zu ſehen, nach dem
Grundſatze, man müſſe den Kindern nicht
merken laſſen, wie lieb man ſie habe, ſie
griffen immer zu weit um ſich; er meynte,
man müſſe bey ihren Freuden ernſt ſcheinen,
und ſie ihnen manchmal verderben, damit
ihre Zufriedenheit ſie nicht übermäßig und
übermüthig mache.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0047" n="39"/>
die Zu&#x017F;chauer &#x017F;itzen, in dem andern die<lb/>
Schau&#x017F;pieler &#x017F;eyn, da denn das Pro&#x017F;cenium<lb/>
abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen<lb/>
&#x017F;ollte. Der Vater hatte &#x017F;einem Freunde das<lb/>
alles zu veran&#x017F;talten erlaubt, er &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chien<lb/>
nur durch die Finger zu &#x017F;ehen, nach dem<lb/>
Grund&#x017F;atze, man mü&#x017F;&#x017F;e den Kindern nicht<lb/>
merken la&#x017F;&#x017F;en, wie lieb man &#x017F;ie habe, &#x017F;ie<lb/>
griffen immer zu weit um &#x017F;ich; er meynte,<lb/>
man mü&#x017F;&#x017F;e bey ihren Freuden ern&#x017F;t &#x017F;cheinen,<lb/>
und &#x017F;ie ihnen manchmal verderben, damit<lb/>
ihre Zufriedenheit &#x017F;ie nicht übermäßig und<lb/>
übermüthig mache.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0047] die Zuſchauer ſitzen, in dem andern die Schauſpieler ſeyn, da denn das Proſcenium abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen ſollte. Der Vater hatte ſeinem Freunde das alles zu veranſtalten erlaubt, er ſelbſt ſchien nur durch die Finger zu ſehen, nach dem Grundſatze, man müſſe den Kindern nicht merken laſſen, wie lieb man ſie habe, ſie griffen immer zu weit um ſich; er meynte, man müſſe bey ihren Freuden ernſt ſcheinen, und ſie ihnen manchmal verderben, damit ihre Zufriedenheit ſie nicht übermäßig und übermüthig mache.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/47
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/47>, abgerufen am 21.11.2024.