Adel, zur Freyheit der Seele erheben werde? Mit je lebhafterm Sinne er das Unreine in seiner Jugend angefaßt, und nach seiner Art veredelt hat, desto gewaltsamer wird es sich in der Folge seines Lebens an ihm rächen, indem es sich, inzwischen daß er es zu über¬ winden suchte, mit ihm auf's innigste ver¬ bunden hat. Wer früh in schlechter unbe¬ deutender Gesellschaft gelebt hat, wird sich, wenn er auch später eine bessere haben kann, immer nach jener zurücksehnen deren Ein¬ druck ihm, zugleich mit der Erinnerung ju¬ gendlicher, nur selten zu wiederholender Freu¬ den, geblieben ist.
Man kann denken, daß unter diesem Ge¬ spräche sich nach und nach die übrige Gesell¬ schaft entfernt hatte. Besonders war Phili¬ ne gleich vom Anfang auf die Seite getre¬ ten. Man kam durch einen Seitenweg zu ihnen zurück. Philine brachte die Pfänder
Adel, zur Freyheit der Seele erheben werde? Mit je lebhafterm Sinne er das Unreine in ſeiner Jugend angefaßt, und nach ſeiner Art veredelt hat, deſto gewaltſamer wird es ſich in der Folge ſeines Lebens an ihm rächen, indem es ſich, inzwiſchen daß er es zu über¬ winden ſuchte, mit ihm auf's innigſte ver¬ bunden hat. Wer früh in ſchlechter unbe¬ deutender Geſellſchaft gelebt hat, wird ſich, wenn er auch ſpäter eine beſſere haben kann, immer nach jener zurückſehnen deren Ein¬ druck ihm, zugleich mit der Erinnerung ju¬ gendlicher, nur ſelten zu wiederholender Freu¬ den, geblieben iſt.
Man kann denken, daß unter dieſem Ge¬ ſpräche ſich nach und nach die übrige Geſell¬ ſchaft entfernt hatte. Beſonders war Phili¬ ne gleich vom Anfang auf die Seite getre¬ ten. Man kam durch einen Seitenweg zu ihnen zurück. Philine brachte die Pfänder
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Adel, zur Freyheit der Seele erheben werde?
Mit je lebhafterm Sinne er das Unreine in
ſeiner Jugend angefaßt, und nach ſeiner Art
veredelt hat, deſto gewaltſamer wird es ſich
in der Folge ſeines Lebens an ihm rächen,
indem es ſich, inzwiſchen daß er es zu über¬
winden ſuchte, mit ihm auf's innigſte ver¬
bunden hat. Wer früh in ſchlechter unbe¬
deutender Geſellſchaft gelebt hat, wird ſich,
wenn er auch ſpäter eine beſſere haben kann,
immer nach jener zurückſehnen deren Ein¬
druck ihm, zugleich mit der Erinnerung ju¬
gendlicher, nur ſelten zu wiederholender Freu¬
den, geblieben iſt.
Man kann denken, daß unter dieſem Ge¬
ſpräche ſich nach und nach die übrige Geſell¬
ſchaft entfernt hatte. Beſonders war Phili¬
ne gleich vom Anfang auf die Seite getre¬
ten. Man kam durch einen Seitenweg zu
ihnen zurück. Philine brachte die Pfänder
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/316>, abgerufen am 25.11.2024.
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