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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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Schon hatte sich Wilhelm gefaßt gemacht,
das Schlimmste von ihr zu hören, als er
auf einmal mit Verwunderung bemerkte, daß
der Ton des Alten milder wurde, seine Rede
endlich stockte, und er ein Schnupftuch aus
der Tasche nahm, um die Thränen zu trock¬
nen, die zuletzt seine Rede völlig unter¬
brachen.

Was ist Ihnen? rief Wilhelm aus. Was
giebt Ihren Empfindungen auf einmal eine
so entgegengesetzte Richtung? Verbergen Sie
mir es nicht, ich nehme an dem Schicksale
dieses Mädchens mehr Antheil als Sie glau¬
ben, nur lassen Sie mich alles wissen.

Ich habe wenig zu sagen, versetzte der
Alte, indem er wieder in seinen ernstlichen,
verdrießlichen Ton überging ich werde es
ihr nie vergeben, was ich um sie geduldet
habe. Sie hatte, fuhr er fort, immer ein
gewisses Zutrauen zu mir; ich liebte sie wie

Schon hatte ſich Wilhelm gefaßt gemacht,
das Schlimmſte von ihr zu hören, als er
auf einmal mit Verwunderung bemerkte, daß
der Ton des Alten milder wurde, ſeine Rede
endlich ſtockte, und er ein Schnupftuch aus
der Taſche nahm, um die Thränen zu trock¬
nen, die zuletzt ſeine Rede völlig unter¬
brachen.

Was iſt Ihnen? rief Wilhelm aus. Was
giebt Ihren Empfindungen auf einmal eine
ſo entgegengeſetzte Richtung? Verbergen Sie
mir es nicht, ich nehme an dem Schickſale
dieſes Mädchens mehr Antheil als Sie glau¬
ben, nur laſſen Sie mich alles wiſſen.

Ich habe wenig zu ſagen, verſetzte der
Alte, indem er wieder in ſeinen ernſtlichen,
verdrießlichen Ton überging ich werde es
ihr nie vergeben, was ich um ſie geduldet
habe. Sie hatte, fuhr er fort, immer ein
gewiſſes Zutrauen zu mir; ich liebte ſie wie

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[284/0292] Schon hatte ſich Wilhelm gefaßt gemacht, das Schlimmſte von ihr zu hören, als er auf einmal mit Verwunderung bemerkte, daß der Ton des Alten milder wurde, ſeine Rede endlich ſtockte, und er ein Schnupftuch aus der Taſche nahm, um die Thränen zu trock¬ nen, die zuletzt ſeine Rede völlig unter¬ brachen. Was iſt Ihnen? rief Wilhelm aus. Was giebt Ihren Empfindungen auf einmal eine ſo entgegengeſetzte Richtung? Verbergen Sie mir es nicht, ich nehme an dem Schickſale dieſes Mädchens mehr Antheil als Sie glau¬ ben, nur laſſen Sie mich alles wiſſen. Ich habe wenig zu ſagen, verſetzte der Alte, indem er wieder in ſeinen ernſtlichen, verdrießlichen Ton überging ich werde es ihr nie vergeben, was ich um ſie geduldet habe. Sie hatte, fuhr er fort, immer ein gewiſſes Zutrauen zu mir; ich liebte ſie wie

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/292>, abgerufen am 25.11.2024.