erregt in meinen Fingern eine krampfhafte Bewegung; ich möchte sie gleich dem ehr¬ würdigen Herrn herunter nehmen, in der Stube herumspringen und den Kahlkopf aus¬ lachen.
Mit einigen lebhaften Gesängen, welche sie sehr schön vortrug, schnitt Philine das Gespräch ab, und trieb zu einer schnellen Rückfahrt, damit man die Künste der Seil¬ tänzer am Abende zu sehen nicht versäumen möchte. Drollig bis zur Ausgelassenheit, setzte sie ihre Freygebigkeit gegen die Armen auf dem Heimwege fort, indem sie zuletzt, da ihr und ihren Reisegefährten das Geld ausging, einem Mädchen ihren Strohhut und einem alten Weibe ihr Halstuch zum Schlage hinaus warf.
Philine lud beide Begleiter zu sich in ihre Wohnung, weil man, wie sie sagte, aus ihren Fenstern das öffentliche Schauspiel
erregt in meinen Fingern eine krampfhafte Bewegung; ich möchte ſie gleich dem ehr¬ würdigen Herrn herunter nehmen, in der Stube herumſpringen und den Kahlkopf aus¬ lachen.
Mit einigen lebhaften Geſängen, welche ſie ſehr ſchön vortrug, ſchnitt Philine das Geſpräch ab, und trieb zu einer ſchnellen Rückfahrt, damit man die Künſte der Seil¬ tänzer am Abende zu ſehen nicht verſäumen möchte. Drollig bis zur Ausgelaſſenheit, ſetzte ſie ihre Freygebigkeit gegen die Armen auf dem Heimwege fort, indem ſie zuletzt, da ihr und ihren Reiſegefährten das Geld ausging, einem Mädchen ihren Strohhut und einem alten Weibe ihr Halstuch zum Schlage hinaus warf.
Philine lud beide Begleiter zu ſich in ihre Wohnung, weil man, wie ſie ſagte, aus ihren Fenſtern das öffentliche Schauſpiel
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0246"n="238"/>
erregt in meinen Fingern eine krampfhafte<lb/>
Bewegung; ich möchte ſie gleich dem ehr¬<lb/>
würdigen Herrn herunter nehmen, in der<lb/>
Stube herumſpringen und den Kahlkopf aus¬<lb/>
lachen.</p><lb/><p>Mit einigen lebhaften Geſängen, welche<lb/>ſie ſehr ſchön vortrug, ſchnitt Philine das<lb/>
Geſpräch ab, und trieb zu einer ſchnellen<lb/>
Rückfahrt, damit man die Künſte der Seil¬<lb/>
tänzer am Abende zu ſehen nicht verſäumen<lb/>
möchte. Drollig bis zur Ausgelaſſenheit,<lb/>ſetzte ſie ihre Freygebigkeit gegen die Armen<lb/>
auf dem Heimwege fort, indem ſie zuletzt,<lb/>
da ihr und ihren Reiſegefährten das Geld<lb/>
ausging, einem Mädchen ihren Strohhut<lb/>
und einem alten Weibe ihr Halstuch zum<lb/>
Schlage hinaus warf.</p><lb/><p>Philine lud beide Begleiter zu ſich in<lb/>
ihre Wohnung, weil man, wie ſie ſagte,<lb/>
aus ihren Fenſtern das öffentliche Schauſpiel<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[238/0246]
erregt in meinen Fingern eine krampfhafte
Bewegung; ich möchte ſie gleich dem ehr¬
würdigen Herrn herunter nehmen, in der
Stube herumſpringen und den Kahlkopf aus¬
lachen.
Mit einigen lebhaften Geſängen, welche
ſie ſehr ſchön vortrug, ſchnitt Philine das
Geſpräch ab, und trieb zu einer ſchnellen
Rückfahrt, damit man die Künſte der Seil¬
tänzer am Abende zu ſehen nicht verſäumen
möchte. Drollig bis zur Ausgelaſſenheit,
ſetzte ſie ihre Freygebigkeit gegen die Armen
auf dem Heimwege fort, indem ſie zuletzt,
da ihr und ihren Reiſegefährten das Geld
ausging, einem Mädchen ihren Strohhut
und einem alten Weibe ihr Halstuch zum
Schlage hinaus warf.
Philine lud beide Begleiter zu ſich in
ihre Wohnung, weil man, wie ſie ſagte,
aus ihren Fenſtern das öffentliche Schauſpiel
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/246>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.