Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie waren kaum auf der Mühle ange¬
kommen, und hatten ein Essen bestellt, als
eine Musik vor dem Hause sich hören ließ.
Es waren Bergleute, die, zu Zitter und Tri¬
angel, mit lebhaften und grellen Stimmen,
verschiedene artige Lieder vortrugen. Es
dauerte nicht lange, so hatte eine herbeyströ¬
mende Menge einen Kreis um sie geschlossen,
und die Gesellschaft nickte ihnen ihren Bey¬
fall aus den Fenstern zu. Als sie diese Auf¬
merksamkeit gesehen, erweiterten sie ihren
Kreis, und schienen sich zu ihren wichtigsten
Stückchen vorzubereiten. Nach einer Pause
trat ein Bergmann mit einer Hacke hervor,
und stellte, indeß die andern eine ernsthafte
Melodie spielten, die Handlung des Schür¬
fens vor.

Es währte nicht lange, so trat ein Bauer
aus der Menge, und gab jenem pantomi¬
misch drohend zu verstehen, daß er sich von

Sie waren kaum auf der Mühle ange¬
kommen, und hatten ein Eſſen beſtellt, als
eine Muſik vor dem Hauſe ſich hören ließ.
Es waren Bergleute, die, zu Zitter und Tri¬
angel, mit lebhaften und grellen Stimmen,
verſchiedene artige Lieder vortrugen. Es
dauerte nicht lange, ſo hatte eine herbeyſtrö¬
mende Menge einen Kreis um ſie geſchloſſen,
und die Geſellſchaft nickte ihnen ihren Bey¬
fall aus den Fenſtern zu. Als ſie dieſe Auf¬
merkſamkeit geſehen, erweiterten ſie ihren
Kreis, und ſchienen ſich zu ihren wichtigſten
Stückchen vorzubereiten. Nach einer Pauſe
trat ein Bergmann mit einer Hacke hervor,
und ſtellte, indeß die andern eine ernſthafte
Melodie ſpielten, die Handlung des Schür¬
fens vor.

Es währte nicht lange, ſo trat ein Bauer
aus der Menge, und gab jenem pantomi¬
miſch drohend zu verſtehen, daß er ſich von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0242" n="234"/>
            <p>Sie waren kaum auf der Mühle ange¬<lb/>
kommen, und hatten ein E&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;tellt, als<lb/>
eine Mu&#x017F;ik vor dem Hau&#x017F;e &#x017F;ich hören ließ.<lb/>
Es waren Bergleute, die, zu Zitter und Tri¬<lb/>
angel, mit lebhaften und grellen Stimmen,<lb/>
ver&#x017F;chiedene artige Lieder vortrugen. Es<lb/>
dauerte nicht lange, &#x017F;o hatte eine herbey&#x017F;trö¬<lb/>
mende Menge einen Kreis um &#x017F;ie ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft nickte ihnen ihren Bey¬<lb/>
fall aus den Fen&#x017F;tern zu. Als &#x017F;ie die&#x017F;e Auf¬<lb/>
merk&#x017F;amkeit ge&#x017F;ehen, erweiterten &#x017F;ie ihren<lb/>
Kreis, und &#x017F;chienen &#x017F;ich zu ihren wichtig&#x017F;ten<lb/>
Stückchen vorzubereiten. Nach einer Pau&#x017F;e<lb/>
trat ein Bergmann mit einer Hacke hervor,<lb/>
und &#x017F;tellte, indeß die andern eine ern&#x017F;thafte<lb/>
Melodie &#x017F;pielten, die Handlung des Schür¬<lb/>
fens vor.</p><lb/>
            <p>Es währte nicht lange, &#x017F;o trat ein Bauer<lb/>
aus der Menge, und gab jenem pantomi¬<lb/>
mi&#x017F;ch drohend zu ver&#x017F;tehen, daß er &#x017F;ich von<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0242] Sie waren kaum auf der Mühle ange¬ kommen, und hatten ein Eſſen beſtellt, als eine Muſik vor dem Hauſe ſich hören ließ. Es waren Bergleute, die, zu Zitter und Tri¬ angel, mit lebhaften und grellen Stimmen, verſchiedene artige Lieder vortrugen. Es dauerte nicht lange, ſo hatte eine herbeyſtrö¬ mende Menge einen Kreis um ſie geſchloſſen, und die Geſellſchaft nickte ihnen ihren Bey¬ fall aus den Fenſtern zu. Als ſie dieſe Auf¬ merkſamkeit geſehen, erweiterten ſie ihren Kreis, und ſchienen ſich zu ihren wichtigſten Stückchen vorzubereiten. Nach einer Pauſe trat ein Bergmann mit einer Hacke hervor, und ſtellte, indeß die andern eine ernſthafte Melodie ſpielten, die Handlung des Schür¬ fens vor. Es währte nicht lange, ſo trat ein Bauer aus der Menge, und gab jenem pantomi¬ miſch drohend zu verſtehen, daß er ſich von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/242
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/242>, abgerufen am 22.11.2024.