gen der Kloben, an den eine Strickleiter be¬ festigt ist; gefährlich hoffend schwebt der Abentheurer in der Luft, das Eisen bricht, und er liegt zerschmettert am Fuße seiner Wünsche. Es ist auch nun für mich kein Trost, keine Hofnung mehr! Ich werde, rief er aus, indem er aufsprang, von diesen un¬ glückseligen Papieren keines übrig lassen. Er faßte abermals ein Paar Hefte an, riß sie auf und warf sie ins Feuer. Werner wollte ihn abhalten, aber vergebens. Laß mich! rief Wilhelm, was sollen diese elenden Blät¬ ter? Für mich sind sie weder Stufe noch Aufmunterung mehr. Sollen sie übrig blei¬ ben, um mich bis ans Ende meines Lebens zu peinigen? Sollen sie vielleicht einmal der Welt zum Gespötte dienen, anstatt Mitlei¬ den und Schauer zu erregen? Weh über mich und über mein Schicksal! Nun verstehe ich erst die Klagen der Dichter, der aus
W. Meisters Lehrj. O
gen der Kloben, an den eine Strickleiter be¬ feſtigt iſt; gefährlich hoffend ſchwebt der Abentheurer in der Luft, das Eiſen bricht, und er liegt zerſchmettert am Fuße ſeiner Wünſche. Es iſt auch nun für mich kein Troſt, keine Hofnung mehr! Ich werde, rief er aus, indem er aufſprang, von dieſen un¬ glückſeligen Papieren keines übrig laſſen. Er faßte abermals ein Paar Hefte an, riß ſie auf und warf ſie ins Feuer. Werner wollte ihn abhalten, aber vergebens. Laß mich! rief Wilhelm, was ſollen dieſe elenden Blät¬ ter? Für mich ſind ſie weder Stufe noch Aufmunterung mehr. Sollen ſie übrig blei¬ ben, um mich bis ans Ende meines Lebens zu peinigen? Sollen ſie vielleicht einmal der Welt zum Geſpötte dienen, anſtatt Mitlei¬ den und Schauer zu erregen? Weh über mich und über mein Schickſal! Nun verſtehe ich erſt die Klagen der Dichter, der aus
W. Meiſters Lehrj. O
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gen der Kloben, an den eine Strickleiter be¬
feſtigt iſt; gefährlich hoffend ſchwebt der
Abentheurer in der Luft, das Eiſen bricht,
und er liegt zerſchmettert am Fuße ſeiner
Wünſche. Es iſt auch nun für mich kein
Troſt, keine Hofnung mehr! Ich werde, rief
er aus, indem er aufſprang, von dieſen un¬
glückſeligen Papieren keines übrig laſſen. Er
faßte abermals ein Paar Hefte an, riß ſie
auf und warf ſie ins Feuer. Werner wollte
ihn abhalten, aber vergebens. Laß mich!
rief Wilhelm, was ſollen dieſe elenden Blät¬
ter? Für mich ſind ſie weder Stufe noch
Aufmunterung mehr. Sollen ſie übrig blei¬
ben, um mich bis ans Ende meines Lebens
zu peinigen? Sollen ſie vielleicht einmal der
Welt zum Geſpötte dienen, anſtatt Mitlei¬
den und Schauer zu erregen? Weh über
mich und über mein Schickſal! Nun verſtehe
ich erſt die Klagen der Dichter, der aus
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/217>, abgerufen am 22.11.2024.
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